Begegnung mit Jazz für Schüler ungewohnt - Musiker beeindruckten
Eine Premiere erlebte kürzlich die St.-Lioba-Schule, denn mit dem Gastspiel der Bigband des HR kam nicht nur ein renommiertes Ensemble in die katholische Privatschule, sondern in ihrem Gefolge auch der Jazz. Erfahrungsgemäß haben Jugendliche zu dieser Art von Musik einen ähnlich guten Zugang wie etwa zu Hansi Hinterseer oder den Amigos. Dass aber Jazz, und zwar nicht nur in der einigen doch immerhin bekannten Variante des Dixie, auch für junge Menschen reizvoll sein kann, wollten die 17 Musiker der HR-Big Band demonstrieren. Und das gelang vortrefflich, wie die rund 400 Schüler mit ihrem Beifall deutlich machten. Aber auch für die Musiker gab es Neues, denn erstmals bei ihrem Besuch in sechs hessischen Schulen moderierten Schülerinnen und Schüler das Programm.
Ausgewählt worden war die "Lioba", weil unter vielen Bewerbern die von Musiklehrer Thomas Bailly vorgelegte Darstellung des Musikunterrichts überzeugte und der Schule den Zuschlag brachte. Kein Wunder, dass Schulleiter Dr. Tobias Angert bei der Begrüßung der Musiker und ihres Dirigenten Rainer Heute auch diesem herzlich dankte. Dank ging auch an Dr. Jochen Stolla, den Leiter der Schul- und Jugendprojekte, dem Manager Olaf Stötzler und die Moderatoren aus der Schülerschaft. Beeindruckend, wie souverän und erfrischend locker die Mädchen und Jungen der Oberstufe ihre Aufgabe erfüllten. Ob Jan Mirko Weil, Justus Gaukel, Benjamin Claßen, Janine Hirndorf, Marla Reik oder Judith Böhm - sie alle verstanden es, den Musikern Informationen zu entlocken und für die Mitschüler den rechten Ton zu treffen. Wie Dr. Stolla im persönlichern Gespräch verriet, trug zu der beachtlichen Leistung der moderierenden Schüler auch der Umstand bei, dass sie eigens für dieses Konzert ein besonderes "Coaching" erhalten hatten.
War es schon interessant, den allmählichen Aufbau und die Veränderung der Bühne nach Ankunft der Musiker zu beobachten, so wurde das Konzert selbst zum Erlebnis. Vielseitigkeit und Faszination des Jazz wurde beim Vortrag von insgesamt fünf Stücken deutlich, alle mit beachtlichen Solopassagen der Instrumentalisten. Es begann mit dem "Jungle Blues" von Jelly Roll Morton, gefolgt von John Coltranes "Africa", "Better get in your Soul" von Charles Mingus sowie Herbie Hancocks "Hang up your hang ups", und als Abschluss folgte von Miles Davis "Black Satin". So ganz nebenbei konnte der, der es noch nicht wusste, erfahren, dass der Jazz ohne Komponisten und Interpreten afroamerikanischer Herkunft nie seinen Siegeszug in die Welt hätte antreten können. Daran konnte selbst die rassistische Hetze der Nazis gegen Jazz als "Negermusik" nichts ändern. Jazzfreunde bleiben ihrer musikalischen Liebe treu. Eine besondere Würdigung der afrikanischen Wurzeln bot dann auch die Zugabe "Dudu Pakwana" ("Come again") im Arrangement von Julian Argüelles aus dem Programm "Afrika im Exil".
Durchaus möglich, dass dieses begeisternde Konzert , für das der Schulleiter abschließend allen Beteiligten große Anerkennung aussprach , dem Kreis der Jazzfreunde neuen Zulauf verschaffte. (Fotos: Steffek)