Kleiner Bach wurde zum reißenden Strom - Hilfe spontan beschlossen
Kaum waren die letzten Segenswünsche mit bunten Luftballons zum Himmel aufgestiegen, gerade war die letzte Liedstrophe in der sich ankündigenden Sommerhitze aufgegangen, da setzte sich der evangelische Schulseelsorger Pfarrer Ernst Widmann der St.-Lioba-Schule gemeinsam mit der Schülerin Judith Groß (8. Klasse) in sein Fahrzeug, um ein Versprechen einzulösen und die Sommerferien mit einer guten Tat zu beginnen. Im Niddaer Ortsteil Wallernhausen, der in den letzten Wochen völlig unfreiwillig in die Schlagzeilen geraten war, wartete in der Ortsmitte schon eine Art Empfangskommite auf die Besucher der Privatschule in der Trägerschaft des Bistums Mainz.
Bei strahlendem Sonnenschein scheint in der Ortsmitte nichts mehr an die Unwetterkatastrophe zu erinnern, die nach einer ersten Einschätzung 65 Häuser im Ort unter Wasser setzte oder sonst irgendwie beschädigte. Die bisher bekannte Schadenssumme liegt jetzt bei 2,1 Millionen. Pfarrerin Beate Henke weiß zu berichten, dass zwei Häuser gar nicht mehr bezogen werden können, und unterstreicht die schnelle Hilfe der Stadt: "Zunächst galt es für mich, einfach da zu sein und zu trösten. Überwältigend war die Hilfe, die die Geschädigten durch Freunde, Bekannte und Verwandte im Dorf und in der Nachbarschaft erfuhren."
Wer auf dem Brückchen über "die Bach" steht, kann sich unmöglich vorstellen, dass dieses eher als Rinnsal denn als Bach eingeschätzte Fließgewässer innerhalb einer Dreiviertelstunde zu einem reißenden Strom aufschwoll, der Autos bis zur Sprintergröße mit sich fortriss .Bürgermeister Hans- Peter Seum zeigt den Besuchern Schäden an Häusern und einer Straße, bei der die Flut den Straßenbelag einfach wegriss und für den verschwundenen Asphalt eine Auffüllung mit Splitt wenigstens notdürftig die Befahrbarkeit wiederherstellen soll.
Vor Ort an einem Informationsstand, der im Wesentlichen auch Informationen zur Schadensregulierung bereit hält, wurden die Besucher aus Bad Nauheim auch von Ute Kohlbecher als Vertreterin des Vereins "Lebendiges Wallernhausen" und Uwe Bonarius vom Ordnungsamt erwartet. Zunächst gab es ein freudiges Wiedersehen zwischen den beiden Geistlichen, dann überreichte Judith Groß den Erlös der Kollekte des Abschlussgottesdienstes den Wallernhausenern im Namen der gesamten Schulgemeinschaft. Zum Zählen blieb keine Zeit mehr, darauf freute sich schon die Pfarrerin. Immerhin fanden Münzen und Scheine Platz in einer Lebkuchenschmuckdose, denn schnelles Handeln erschien dem Vorbereitungsteam des Gottesdienstes wichtiger als die spektakuläre Überreichung eines überdimensionalen Schecks.Unser Bild zeigt von links Pfarrerin Beate Henke, Schülerin Judith Groß mit Spendendose, Bürgermeister Hans-Peter Seum, Pfarrer Ernst Widmann und Ute Kohlbecher.
(Test + Foto: Steffek)