Erfolgreiche Arbeit mit 23 Teilnehmern - Beste Abschlüsse
In wenigen Tagen werden wie alle hessischen Abiturienten auch die der St.-Lioba-Schule ihr Reifezeugnis in Händen halten. Bei 23 jungen Damen und Herren des Jahrgangs wird der Blick mit besonderem Wohlwollen auf den Noten des Latein-Leistungskurses liegen. Die haben nämlich mehr oder weniger starken Anteil an der erfreulichen Endnote.Wer jetzt glaubt, dass bei der Angabe der Teilnehmerzahl ein Irrtum erfolgt sein muss, weil 23 Mitglieder eines Leistungskurses in der "lingua latina" etwa so häufig sind wie ein weißer Rabe, der irrt selbst. Im Bereich des für Wetterau und Hochtaunuskreis zuständigen staatlichen Schulamtes genießt dieser Kurs das Alleinstellungsmerkmal. Hinzu kommt, dass die Schüler(innen) mit einem Durchschnitt von 12,4 Punkten nach Auskunft des Kursleiters Hans Peter Wavra "ein bravouröses Abitur in Latein" machten.Sicher mag es irgendwo zwischen den Höhen der Zugspitze und den Tiefen der Nordsee ein humanistisches Gymnasium mit noch mehr Teilnehmern in einem Leistungskurs in der oft totgesagten Sprache der alten Römer geben, vielleicht gar mit einem noch besseren Durchschnitt - doch so recht wahrscheinlich erscheint das nicht.
Fragt man Lehrer, ob die Leistung eines Schülers vom Lehrer abhängig ist, werden sie dies im Brustton der Überzeugung verneinen und sich gleichzeitig bewusst sein, die Unwahrheit zu sagen.Das bestätigt auch der Besuch einer Stunde in Wavras Kurs. Keine Frage: Hier wird in einer Atmosphäre der gegenseitigen Sympathie und Wertschätzung gearbeitet, ob es nun um die Redekunst Ciceros, das Germanenbild des Tacitus als Gegenbild zum dekadenten Römer oder Ovids Tipps in der Liebeskunst geht.Nach den Gründen für ihre Leistungskurswahl gefragt, fehlen bei der Lerngruppe die erwarteten Antworten ("Das brauch`ich für mein Studium" , "Meine Eltern haben mir dazu geraten"...) völlig. Stattdessen wird immer wieder auch der Unterricht von Lateinlehrer(innen) in der Unter- und Mittelstufe genannt: "Der war gut, und entsprechend dann auch die Noten."
Überhaupt ist die gesamte Fachschaft Latein mit Eva Kratzsch, Anne Potthof-Knoth, Silvia Zinserling, Thomas Gölzhäuser und eben Hans Peter Wavra emsig bemüht,dass die lateinische Sprache nach ihren tausend Toden lebt und nmach Prof. Stroh "In Erz gemeißelt" ist.Gölzhäuser ist über 20 Jahre Initiator und jetzt auch Vorsitzender eines Vereins, der in Amöneburg in den Sommerferien Latein lebendig werden lässt ,Wavra gilt seinen Schülern als "lebendes Lexikon".Das heißt natürlich nicht, dass er jederzeit das letzte Meisterteam des1.FC Nürnberg von 1968 aufzählen kann, aber in Sachen Latein und Geschichte (sein 2. Fach) macht ihm so leicht keiner etwas vor. Seine guten Kontakte lockten auch immer wieder namhafte Referenten an die SLS , etwa den Prof. emer. Wilfried Stroh, der als "Valahfredus" der wohl glühendste Verfechter der lebendigen lateinischen Sprache ist. Er war mehrfach Gastredner "an der Lioba", genau wie der wohl bedeutendste Historiker deutscher Sprache, Prof. Alexander Demandt, der im Kurs über die römische Republik referierte.
Ob sich das Alleinstellungsmerkmal im größeren Rahmen verteidigen lässt, ist eine offene und spannende Frage. Ganz im akademischen Sinne klingt Wavras Fazit, denn schließlich hat er bereits 2006 mit dem Institut für klassische Philologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen für die Privatschule in der Trägerschaft des Bistums Mainz ein Kooperationsabkommen geschlossen: "Möge es gelungen sein, ein Stück humanistischen Geistes in die Herzen möglichst vieler Schüler zu legen, damit aus diesen Persönlichkeiten werden können, die in den Wirrnissen unserer Zeit dem Geist des christlichen Abendlandes neue Geltung verschaffen." Und natürlich hat Wavra auch die passende Antwort auf die lästerlich-spöttische an die Lateinlehrer gerichtete Frage des Ex-Lehrers und jetzigen Kabarettisten Hans Klaffl : "Und, warst schon mal da (,wo man Latein spricht) ?" Die ist nicht so ganz neu, sondern von Horaz und lautet im O-Ton "Possis nihil urbe Roma videre maius !(Du vermagst auf Erden nichts Größeres zu sehen als Rom !)"
Text+Foto: Dr.Steffek