Erneute Auszeichnung für Joy Vivian Benner und Sabine Theiß
Bereits zum achten Mal eröffnete die OVAG mit der Ausschreibung ihres Jugend-Literaturpreises Mädchen und Jungen aus dem Wetteraukreis und den angrenzenden Kreisen Gießen und Vogelsberg die Möglichkeit, selbst verfasste Texte einer kompetenten Jury zur Beurteilung vorzulegen. Arbeitsproben, von denen ihre Verfasser glauben, sie seien zu schade, um in der Schublade ein Schattendasein zu fristen, haben bis zu ihrer Veröffentlichung einen langen Weg vor sich.
Wer es aber geschafft hat, die Jury aus Autoren, Journalisten und Literarurkennern zu überzeugen, hat es erreicht, dass sein Text Aufnahme in das Preisträgerbuch Gesammelte Werke des jeweiligen Jahres findet. Im Jahr 2011 überstanden von 300 Einsendungen 22 Preisträger die kritische Sichtung. Verbunden mit der Aufnahme eigener Texte in Buch und Hörbuch ist außerdem ein mehrtägiger Workshop im unterfränkischen Bad Kissingen und eine Lesereise durch ausgewählte Schulen des Verbreitungsgebietes. So hatte auch in diesem Jahr wiederum die Bad Nauheimer Sankt Lioba-Schule die Ehre einer Preisträgerlesung. Die fand kürzlich in der Aula der Privatschule statt und war von Deutsch-Fachsprecherin Miriam Ermert gemeinsam mit der OVAG für die Jahrgangsstufe Q2 in der G8-Phase organisiert worden.
Für einige Teilnehmerinnen am Literaturwettbewerb sind diese Schullesungen nichts Neues mehr, so dass sich die Nervosität in Grenzen hielt. Zum einen ist es sicherlich ein schönes Gefühl, die eigene Schule einmal aus einer Preisträgerperspektive kennenzulernen, wozu auch der Rollentausch gehört, dass man nicht die Texte anderer Autoren zu interpretieren hat, sondern Fragen zu den eigenen Texten beantworten soll und darf. Die St.-Lioba-Schülerinnen Joy Vivian Benner und Sabine Theiß hatten also mit der freundlichen Begrüßung durch Schulleiter Dr. Tobias Angert und die Fachsprecherin quasi ein Heimspiel, zumal sie von der Ex-Lioba-Abiturientin Caroline Schröder begleitet wurden, die für die OVAG einen Überblick über die verschiedenen Arbeitsphasen des Wettbewerbs und den Workshop gab. Doch nicht nur über die beiden einmal mehr zu den Preisträgerinnen gehörenden Schülerinnen konnte sich die katholische Privatschule in der Trägerschaft des Mainzer Bistums freuen. Gemeinsam mit dem Gymnasium Nidda gab es einen Sonderpreis für die meisten Einsendungen.
Ebenso herzlich wurden natürlich auch die beiden anderen Preisträgerinnen begrüßt, nämlich Lea Rösner (Butzbach) von der dortigen Weidigschule und ihre Mitschülerin aus Waldsolms, Julie Sophia Schöttner, die 2011 mit dem dritten Platz geehrt wurde. Der Eindruck, dass deutlich mehr junge Mädchen und Frauen als junge Männer der Faszination des Schreibens erliegen, wird durch einen Blick auf die Preisträgerliste bestätigt. Gerade einmal zwei Jungs stehen 20 Mädchen gegenüber. Womit auch immer sich Jungs zwischen 14 und 22 Jahren die Zeit vertreiben, Schreiben gehört offenkundig kaum dazu.
Wie souverän die Nachwuchs-Autorinnen mit ihrem Text auch in der Öffentlichkeit umgehen, zeigte sich schon bei den beiden Gewinnerinnen von der Weidigschule. Sowohl Lea Rösner mit "Sommerregen, worin sie die Begegnung zweier Geschwister, von denen das Mädchen an Leukämie erkrankt ist, schildert, als auch Julie Sophia Schöttner mit ihrem Text "Faustkampf", der sich dem Verhör eines jugendlichen Gewalttäters widmet, sind keine leicht verdaulichen Texte. Bei den Schülern, die ja selbst kaum ein Blatt vor den Mund nehmen, zeigte sich eine gewisse Betroffenheit ob der Direktheit der Wortwahl bei "Faustkampf". Dies aber, so die Autorin, sei genau die Wortwahl, die zu ihrer Erzählfigur passe. Gefragt wurde auch, ob sich eigene Erfahrungen in den Texten widerspiegelten. Dies wurde sowohl von den beiden Weidigschülern als auch den beiden Sankt Lioba-Schülerinnen verneint. Allerdings höre man im Freundes- und Bekanntenkreis so manches, das literarisch genutzt werden könne.
Keineswegs leichte Kost auch Sabine Theiß` Erzählung "Der Du bist im Himmel", die schon im Titel auf den sakral-klerikalen Bereich verweist und sich mit einem Gemeindepriester befasst, den das Zölibat in eine suizidale Situation treibt. Betroffenheit und viel Stoff zum Nachdenken ließ auch Joy Vivian Benner zurück, die in "Top lease the devil" den Leser mit dem Protagonisten Nicolas vom Traum in die Wirklichkeit wechseln lässt , misshandelt durch Alexander, misshandelnd an Melanie? Zwischen Dresden und Leipzig oder im babylonischern Etemenanki? Viele Fragen bleiben. Die düsteren Inhalte aber treten zurück. Zurück hinter eine gewaltige Hochachtung für die Autorinnen. Keine Frage, mit Hilfe der OVAG ist für Nachhaltigkeit im Wetterauer Literaturbetrieb gesorgt.