Prof. em. Dr. Demandt hielt faszinierenden Diavortrag
Gebannt lauschten dieser Tage im Musiksaal Schüler aus den Klassen 9 und 10 der St.-Lioba-Schule einem Vortrag über die Welt der Kelten, zu dem eigens der emeritierte Prof. Alexander Demandt aus Berlin gekommen war. Geschichts- und Lateinlehrer Hans Peter Wavra hatte diesen Besuch vermittelt und stellte kurz den Referenten und sein Thema vor, wobei er an die langjährige Tätigkeit Demandts an der Freien Universität und dessen zahlreiche Veröffentlichungen erinnerte. Er versprach einen spannenden, mit Lichtbildern illustrierten Vortrag über ein Volk, das die Geschichte Europas entscheidend mitbestimmt habe. Demandt wies zu Beginn seiner Ausführungen darauf hin, dass die Kelten das älteste Volk in Mitteleuropa sind, von dem wir den Namen kennen, auch wenn dieser durch die Griechen überliefert wurde. Er hob hervor, dass das Keltische eine indogermanische Sprache ist, das Zentrum der keltischen Besiedlung nördlich der Alpen lag und ihre Blütezeit mit der Eisenzeit im 8. Jhd. v.C. zusammenfiel. Die Kelten kannten weder Steinbauten noch besaßen sie eine Literatur, allerdings überlebten viele ihrer Namen die Germanisierung, z.B. Mainz, Mailand, London, Nidda. Ihre Sprache war das Gälische, sie besaßen nie ein eigenes Großreich. An sie erinnern auch in Deutschland die Reste ihrer oft auf Bergen gelegenen "oppida", wie in Hessen am Altkönig, Glauberg oder Dünsberg. Demandt erinnerte daran, dass die Kelten hervorragende Waffenschmiede waren, ihre Reiter waren bei den Römern als Hilfstruppen gefragt. Keltische Religion wurde von den sagenumwobenen Druiden geprägt, war polytheistisch und kannte uns grausam erscheinende Menschenopfer. Ähnlich wie Indianer die Skalps sammelten keltische Krieger die Schädel der besiegten Feinde als Trophäen. Demandt stellte auch klar, dass die goldene Sichel, die besonders begehrten Eichen-Misteln und die goldene Sichel im Kult wirklich existierten und die Druiden tatsächlich etwas Ähnliches wie einen Zaubertrank brauten.
Natürlich ging der Kelten-Kenner auch auf den Glauberg und den Fund der Statue des Keltenfürsten ein. Er wies zudem auf die stetig zunehmende Bedeutung der Luftbildarchäologie hin, der man auch die Entdeckung der Keltenwelt am Glauberg verdanke. Dabei berichtete er von einem leeren Grab im Zentrum des Glauberger Hügels, einen Trick, dem man es verdanke, dass der Ruheplatz des Keltenfürsten von Grabräubern verschont wurde. Er ging auf den Alltag, die Münzprägung und eine erste Mähmaschine der Kelten ebenso ein wie auf ihren verzweifelten Kampf gegen die Römer in Gallien mit ihrem Feldherrn Vercingetorix. Abschließend betonte Demandt, dass nach der Keltenrenaissance des 18. Jhds. (Ossian) die Erinnerung an sie auch heute noch weiterlebe. Dies zeige sich nicht nur an Halloween, sondern an der Popularität von Tolkiens "Herr der Ringe" bis zu immer neuen Bearbeitungen der Sagen um König Artus.
Reicher Beifall des begeisterten Auditoriums, das auch Fragen an Demandt richten konnte, dankte Prof. Dr. Demandt. Der war bereits vor seinem Vortrag mit seiner Frau von Schulleiter Dr. Tobias Angert empfangen worden, der ihm für sein Kommen dankte. Der Schulleiter unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Experten oder Zeitzeugen für die Wissensvermittlung und dankte Hans Peter Wavra für seine diesbezüglichen Aktivitäten.