3. Lioba-Workshop zum Thema „Lerntechniken & Gehirn“
Das Wort „Lernen“ gibt es in der deutschen Sprache nur in der aktiven Form. Der Satz „Ich wurde gelernt“ hört sich nicht nur eigenartig an, sondern funktioniert auch nicht. Lernen kann man nur selbst. Die Frage ist nur wie? Der Lehrer hält sich im Unterricht an einen Lehrplan, eine Reihenfolge von Inhalten, die aufeinander aufbauen. Dadurch soll gesichert werden, dass die benötigten Grundlagen für einen Lerninhalt schon bekannt sind. Sucht man mit einer Suchmaschine, bei Wikipedia oder bei YouTube nach Informationen, so ist nicht gesichert, dass alle für das Verständnis wichtigen Vorkenntnisse vorhanden sind.
Um Informationen aufeinander aufbauend und in der richtigen Reihenfolge zu präsentieren, gibt es im Internet Lernplattformen. Um dieses Thema ging es beim dritten Workshop-Treffen zum Thema „Lerntechniken & Gehirn“. Ergänzt wurde das Themenfeld durch die Vorstellung von Lernprogrammen. Mit diesen Programmen kann man sich ohne weitere Hilfe abfragen lassen und die Lerninhalte in geeigneten Abständen wiederholen.
Lernplattformen gibt es kostenlos oder kostenpflichtig. „Allein für die Verfügbarkeit von Wissen zu zahlen, ist in Zeiten der Digitalisierung wenig attraktiv. Da braucht es schon einen erkennbaren Mehrwert, wie z. B. durch Begleitung und Betreuung.“ (Zitat aus: Monitor Digitale Bildung. Die Weiterbildung im digitalen Zeitalter)
Dies bietet die Plattform „The simple Club“, die Julian Ehrenberg vorstellte. Sie bietet Online-Nachhilfe, auf Lernvideos basierende Playlists, Übungsaufgaben mit Erklärungen, Zusammenfassungen zum Auswendiglernen, selbst erstellbare Playlists zu Klassenarbeiten mit Lernplan und Aufgaben. Allerdings hat diese Lernplattform auch Nachteile. Zum Beispiel: Inhaltliche Lücken, kein Ansprechpartner, zum Teil fehlende inhaltliche Tiefe, nur auf allgemeine Anforderungen ausgerichtete Zusammenstellungen und Kosten von 9,99 € pro Monat.
Letzteres ist bei Khan Academy nicht der Fall. Bei ihr kann man kostenlos einen Account erstellen. Im Wesentlichen gibt es dort sehr einfach gehaltene Lernvideos, die man sich alle auch auf YouTube ansehen kann. Wenn man sich bei der Khan Academy eingeloggt hat, werden diese Videos in einer sinnvollen, aufeinander aufbauenden Reihenfolge angeboten und vermerkt, welche man sich bereits angesehen hat. Zu den einzelnen Themen gibt es auch Übungen in Form einer Multiple-Choice-Auswahl mit jeweils vier möglichen Antworten. Die Fragen können je nach Thema recht anspruchsvoll sein. Für das Ansehen der Videos und die Bearbeitung der Übungen erhält man laufend Punkte und Abzeichen, von denen es mindestens 100 verschiedene gibt. Diese Punkte und Abzeichen sollen zum weiteren Lernen motivieren. Auch kann man sich einen Coach oder eine Klasse wählen, seine Schüler oder Kinder trainieren. Ab einer bestimmten Anzahl von Abzeichen kann man auch Wächter in Diskussionsforen werden. Die Khan Academy wurde etwa 2009 von Salman Khan in den USA gegründet. Man kann verschiedene Sprachen wählen, deren inhaltliches Angebot sehr unterschiedlich ist. Das dreisprachige Angebot entwickelt sich nur langsam. Die Khan Academy ist eine gemeinnützige Organisation, deshalb gibt es dort keine Werbung und keine Abonnements.
Die Plattformen Bettermarks und Duolingo wurden von Nikolas Neurath vorgestellt. Diese Plattformen haben sich auf ein bestimmtes Thema spezialisiert. Duolingo auf das Erlernen von Fremdsprachen und Bettermarks auf die Mathematik. Bei Bettermarks kann ein Lehrer einen Account für ein Jahr für eine ganze Klasse anlegen. Einige Lehrer an der Sankt Lioba Schule tun dies, und die Klassen üben dort einzelne Lektionen, die dann von dem betreuenden Lehrer kontrolliert werden können. Man kann sich aber auch einzeln anmelden. Beide Formen der Beteiligung sind kostenpflichtig. Duolingo ähnelt einem Vokabel-Lernprogramm. Es ist kostenlos. Auch hier kann man in verschiedenen Lektionen Sprech-, Hör-, Übersetzungs- und Auswahlübungen absolvieren. Die Lektionen werden bewertet, und man erhält Punkte und Herzen, mit denen die Lernmotivation gesteigert werden sollen.
Es gibt also viele Möglichkeiten, seinen Wissenshunger selbst zu stillen. Warum also immer warten, bis das, was einen besonders interessiert, im Unterricht durchgenommen wird und nicht gleich selbst lernen, was man will? Brauchen kann man Gelerntes immer irgendwann.
Text und Bild: Dr. Stefan Brückmann