Verkehrssicherheitstag für St.-Lioba-Abiturienten
Der Anblick gräbt sich tief ins Bewusstsein des Betrachters ein: Was einmal das hübsche Gesicht eines sechzehnjährigen Mädchens war, ist in ein Meer von Blut getaucht, ein Auge ist geplatzt. Das Opfer eines Verkehrsunfalls mit Beteiligung eines jungen Fahrers. Eines von vielen Bildern, das die jungen Erwachsenen aus dem Abiturjahrgang der St.-Lioba-Schule über sich ergehen lassen mussten. Aber nicht nur schockierende Eindrücke gab es in dem siebenstündigen Programm kürzlich für 12 Gruppen anhand von sieben Stationen zu verarbeiten.
Auch Gelegenheit zum Lachen bestand, was nicht zuletzt damit zusammenhing, dass Heinz Euler von der Deutschen Verkehrswacht dafür gesorgt hatte, dass die Aktion "Junge Fahrer" eben gerade mit Fahranfängern arbeitet, die im Normalfall ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Und zum aufkeimenden Freiheitsgefühl kommt der Wunsch, Spaß zu haben .Gesellt sich zu diesen beiden Elementen noch das Gefühl unbändiger Kraft hinzu, müssen gerade junge Menschen vor der eigenen Risikobereitschaft geschützt werden. Genau aus diesem Grund hatte der Pädagogische Leiter Eugen Rieß seine Präventionsaktivitäten gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Benthaus auch auf die Verkehrssicherheit ausgedehnt und diesen Tag möglich gemacht.
Erste Erfahrungen der nicht angenehmen Art konnte man bei einem Aufprall mit dem Tempo von nur 7 km/h auf dem Gurtschlitten machen. Und die Zuschauer glaubten auch beim Überschlagsimulator im Vergleich zu den Probanden die bessere Rolle erwischt zu haben. Zweifellos die spektakulärste der Stationen, die nicht nur ein neuartiges Gefühl, sondern auch Tipps zum Aussteigen aus einem auf dem Dach liegenden Fahrzeug brachte. Über Fahrphysik und das durch Rausch erzeugte Gefühl vermittelte der Rauschbrillenparcours der Versuchsperson sehr zur Freude der lachenden und lästernden Mitschüler nicht eben angenehme Erfahrungen. Ähnliche Situation auch am Fahrsimulator des ADAC, wo die Spottdrosseln in dem Momernt verstummten, als sie selbst ihre Fahrkenntnisse beweisen sollten. Jürgen Sill von der Polizei Mittelhessen warb für die Aktion BOB, die zuerst in Belgien lief und ab 2007 im Gießener Raum erprobt wurde. Sie ist eine Leben rettende Erfolgsgeschichte, denn von den jungen Leuten, die gemeinsam etwas erleben wollen, bleibt BOB als einer aus der Gruppe garantiert nüchtern und sorgt dafür, dass alle gesund wieder zuhause ankommen .Doch nicht immer geht alles gut, manchmal greift Gevatter Tod mitten hinein ins blühende junge Leben. Hier müssen Notfallseelsorger wie Gregor Rettinghaus, zu dessen Arbeit es gehört, Eltern die schlimmstmögliche Nachricht zu überbringen, an die Grenze ihrer eigenen Belasrtbarkeit gehen. Noch mehr trifft dies auf den Notarzt Dr. Birger Freier zu, der es verstand, durch seine unglaubliche Erfahrung durch die Welt von Schmerz, Leid und Tod die Schüler mitzunehmen und dabei dank herausragender Rhetorik in Kombination mit schauspielerischem Talent die Zuhörer im Gemeindezentrum St. Bonifatius von Anfang an in seinen Bann zu schlagen.In diesem Beruf noch Humor zeigen zu können, ist sicher ein Plädoyer für das Leben. Wen seine Ausfführungen nicht von einer defensiven Fahrweise überzeugen konnten, den kann nur noch sein persönlicher Schutzengel oder der liebe Gott selbst vor dem Risikofaktor Mensch schützen. Aber darauf sollte sich dann doch kein Fahrer, ob jung oder alt, verlassen.