Am Mittwoch, den 21.05.2014, waren wir, die Klasse 6a, mit unseren Lehrerinnen Frau Geppert und Frau Grisard im Amtsgericht Frankfurt. Als erstes wurden wir am Eingang von Polizisten durch eine Kontrolle geschickt, ähnlich wie an einem Flughafen. Danach sind wir durch ein Treppenhaus nach oben zu den Gerichtssälen gegangen. Die Gerichtssäle befanden sich hinter hölzernen Türen, die natürlich alle geschlossen waren. Neben den Türen hingen in Glaskästen Blätter, auf denen die Namen der Angeklagten an diesem Tag aufgezählt waren. Außerdem stand über den Blättern noch, ob die Verhandlung öffentlich war oder nicht.
Nach langem Warten durften wir endlich in die erste Verhandlung, die öffentlich war. Der Saal war recht klein. Die Richterin ist erst aus dem Raum gegangen. Als wir den Gerichtssaal betraten, haben wir uns als erstes auf die Zuschauerplätze gesetzt. Dann kam die Richterin wieder herein und alle mussten aufstehen und durften sich erst wieder setzten, als sie sich gesetzt hatte. Im ersten Fall ging es um Diebstahl. Der Angeklagte hatte jemandem einen Rucksack mit einem I-Pad gestohlen. Die Richterin erwähnte auch noch, dass der Angeklagte gesagt habe, dass er das I-Pad seinen Kindern schenken wollte. Außerdem zeigte sie uns noch ein Foto von ihm. Nach 15 Minuten, als der Angeklagte immer noch nicht da war, sprach die Richterin in ein kleines Mikrophon und rief den Angeklagten mehrmals mit Namen auf. Leider erschien der Angeklagte immer noch nicht. Deswegen rief die Richterin die beiden Zeugen erneut in den Gerichtssaal, bedankte sich bei ihnen und schickte sie ohne Aussagen nach Hause. Die Verhandlung fand nicht statt, ein neuer Termin wurde nicht festgesetzt. Danach erklärte sich die Richterin bereit, uns Fragen zu ihrer Tätigkeit zu beantworten.
Etwas später fing schon die nächste Verhandlung an. Erschienen waren der Anwalt des Angeklagten und die Zeugen. Der Angeklagte selbst war noch nicht anwesend. In diesem Fall hatte der Angeklagte jemandem einen Krug voll Bier über den Kopf geschüttet. Dies war während eines Fußballspiels geschehen. Wieder warteten wir vergeblich auf den Angeklagten. So wurde auch diese Verhandlung nicht durchgeführt. Dies fanden wir alle schade. Die Richterin erzählte uns daraufhin, dass es eigentlich nicht so oft passiert, dass Angeklagte zur Verhandlung nicht erscheinen.
Anschließend verließen wir den Gerichtssaal und liefen durch das Gebäude, bis wir einen Raum erreichten, in den nur die Hälfte der Klasse eintreten durfte. Die anderen mussten warten. Der Raum war voll mit Überwachungsbildschirmen, auf denen man bestimmte Bereiche des Gerichts sehen konnte, darunter auch der Flur vor dem Raum, wo die anderen warteten. Wir konnten sie also beobachten. Das was sehr lustig. Danach setzten wir unseren Weg mit einem Polizisten durch das Gebäude fort und kamen am Schwurgericht an. Dort finden Mord-Verhandlungen statt (auch versuchte Morde). Im Verhandlungssaal gab es mehrere Richtersitze und die Zuschauer waren durch schusssicheres Glas von Richtern, Anwälten, Opfer, Zeugen und Angeklagten abgetrennt. Hinter den Richtern an der Wand hing ein riesiges Wappen mit dem Bundesadler.
Wir verließen den Gerichtssaal durch eine andere Tür und fanden uns in einem engen, muffigen Gang wieder, in dem sich die alten Gefängniszellen befanden, die heute aber nicht mehr benutzt werden. Diese durften wir besichtigen, wenn wir wollten. Es handelte sich um sehr kleine Räume mit vergitterten Miniaturfenstern. Als Möbel gab es nur zwei Bänke und einen Tisch. Die Wände waren vollgeschmiert. Weiter ging es, an vielen Zellen vorbei, zur Kantine, wo ein leckeres Mittagessen auf uns wartete.
Die dritte Verhandlung fand dann nach der Mittagspause statt. Hier war jetzt der Angeklagte anwesend. Es handelte sich um einen griechischen Hartz IV-Empfänger, der beim Sozialamt zwei Mitarbeiter schriftlich beschimpft und beleidigt hatte. Er wollte dies aber nicht einsehen und glaubte sich im Recht. Am Ende gab es eine Geldstrafe, da der Angeklagte die Chance, sich zu entschuldigen, nicht wahrnahm.
Als nächster und letzter Besuchsort stand die Asservatenkammer dann auf dem Programm. Dies war besonders spannend und interessant. Zu sehen bekamen wir unter anderem einen Gehstock, den man als Schwert nutzen konnte, Falschgeld, eine Armbrust, eine Machete, einen Stift, der eine Pistole war, einen gefälschten Ausweis, weitere Pistolen und Drogen, die ziemlich gestunken haben. Besonders neugierig waren wir auf die Geschichte des Kannibalen von Rothenburg, die aber dann leider doch nicht mehr erzählt wurde. Danach ging es zurück mit dem Zug nach Hause. Das war unser erlebnisreicher Tag im Amtsgericht Frankfurt, der uns alle sehr begeistert hat und über den wir noch lange gesprochen haben.
(Celine Fewinger Kl. 6a)
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