Projektgruppe baut vollwertiges Musikinstrument aus Röhren und Rohren
„Was baut ihr?“, hieß es letzte Woche öfter beim Blick in den Klassenraum E0.01 der Sankt Lioba Schule. Und die Antwort „Ein Tubulum“ ließ die Fragesteller auch nicht viel klüger werden. Der Musik- und Physiklehrer Thomas Bailly hatte sich vorgenommen, mit seinem Projektteam ein neues Instrument zu bauen. Ein ungewöhnliches Instrument, das man nicht einfach kaufen kann, das man aber durchaus im Fernsehen oder auf YouTube in Aktion erlebt, zum Beispiel bei der Performance-Gruppe „Blue Men“: ein Tubulum eben.
Ein Tubulum ist ein Instrument, das durch die Verwendung von handelsüblichen PVC-Rohren einen einfachen Eigenbau ermöglicht. Größe und Ausführung sind damit völlig den Erbauern überlassen, da die Einzelteile zur Klangerzeugung durch einen Längenzuschnitt hergestellt werden. Die Länge der Rohre bestimmt die Tonhöhe: Je länger ein Rohr, umso tiefer der Ton. So lassen sich Tonleitern mit exakter Tonhöhe erzeugen.
„Die Spielweise erfolgt wie bei einem Stabspiel durch leichtes Schlagen mit einer stabilen Schaumstoff-Fläche“, erläutert Bailly. „Als ideal erwies sich nach vielen Experimenten die Verwendung von einfachen präparierten Badeschlappen.“ Der so erzeugte Klang ähnelt einem kurz angestoßenen Ton einer Orgelpfeife.
Nach ersten Überlegungen zur maximalen Größe des Instruments ergab sich eine Bauweise für die chromatische Tonleiter in zwei Oktaven von C bis c1. Nach Abmessungen vorhandener Schüler-Instrumente (Xylophon, Vibraphon, Schlagzeug) konnten die Spielhöhe und die gesamten Abmessungen des Holzgehäuses festgelegt werden. Anhand einer Frequenztabelle und nach einer kurzen Einführung in akustische Berechnungen wurden die notwendigen Rohrlängen mit maximal 2,62 Meter bis minimal 0,65 Meter berechnet. Da es PVC-Rohre lediglich in handelsüblichen Standardgrößen gibt, mussten die exakten Rohrlängen mithilfe von Rohr-Ecken innerhalb des Gehäuses umgelenkt und durch Längenaddition bestimmt werden. Der Zuschnitt erfolgte nach exakten Berechnungen durch die beteiligten Schüler. Ein permanenter Hörvergleich mit den Tönen eines Keyboards sorgte für die tonale Qualitätssicherung. „Am Ende erzielten wir ein in höchstem Maße brauchbares Instrument für den Unterricht und sogar für zukünftige Bühnenaufführungen“, freut sich Thomas Bailly nach Abschluss des Workshops. Bei einer ersten Präsentation während des Schulfests wurde dies gleich praktisch vorgeführt.
Fotos: Thomas Bailly