Sinkende Lateinschülerzahl in Hessen, anhaltendes Interesse an der Sankt Lioba Schule
Bad Nauheim. „Hessens Lateinlehrern gehen langsam die Schüler aus“ überschrieb die Hessenschau eine Meldung zu Beginn dieses Schuljahres. Nach Angaben des Hessischen Kultusministeriums wählen immer weniger Schüler Latein als Zweit- oder Drittsprache: 33.679 oder 4,4 Prozent beschäftigten sich im Schuljahr 2017/18 mit Cicero, Seneca und dem Redelehrer Quintilian. Das waren 36 Prozent weniger Schüler als noch vor zehn Jahren.
Dieser Trend lässt sich an der Sankt Lioba Schule nicht bestätigen: Erstmals seit vielen Jahren musste das katholische Gymnasium sogar zwei parallele Leistungskurse für Latein einrichten, um der Schülernachfrage zu entsprechen – seit 2008 kommt ein Leistungskurs ohnehin immer zustande. „Latein ist an unserer Schule fest etabliert“, konstatiert Fachsprecher Hans Peter Wavra. Eine Erklärung für das so außergewöhnlich große Interesse im aktuellen Jahrgang hat aber auch er gesucht und deshalb mit seiner Kollegin Dr. Anne Potthoff-Knoth zu Beginn des Schuljahrs eine Umfrage gestartet. Danach steht das „Interesse an antiken Texten“ mit geschichtlich oder philosophisch relevanten Inhalten an der Spitze der Schülerrückmeldungen. Viele geben auch schlicht „Spaß am Übersetzen“ als Grund für ihre Kurswahl an; anderen wurde die Wahl von Latein als Leistungskurs von älteren Schülern oder Geschwistern empfohlen. Einige gehen auch sehr pragmatisch mit ihrer Entscheidung um und nennen Synergieeffekte mit Fächern wie Deutsch oder Spanisch sowie das bessere Verständnis von Fremdwörtern als Motiv. Jedenfalls wird die Latein-Tradition an der Sankt Lioba Schule immer mehr zu einem Alleinstellungsmerkmal des Bad Nauheimer Gymnasiums, je stärker die Nachfrage nach Latein an anderen Schulen nachlässt. Die Latein-Fachschaft jedenfalls blickt trotz des gegenläufigen Landestrends optimistisch in die Zukunft.