Lioba-Schüler treffen polnische Zeitzeugen aus der NS-Besatzungszeit
Bad Nauheim / Ilbenstadt. Wie bereits in den letzten Jahren hatten die Schülerinnen und Schüler der Geschichtskurse der Einführungsphase in der Oberstufe an der Sankt Lioba Schule unlängst Gelegenheit, im Kloster Ilbenstadt polnische Zeitzeugen aus der NS-Besatzungszeit von 1939 bis 1945 zu treffen, die zurzeit im Kloster weilen. Diese Veranstaltung wird alljährlich vom Bischöflichen Ordinariat Mainz in enger Kooperation mit dem Maximilian-Kolbe -Werk in Freiburg organisiert, das seit vielen Jahren Überlebende der Konzentrationslager unterstützt.
Die insgesamt fünf KZ- bzw. Gefängnisüberlebenden im Alter von 74 bis 96 Jahren berichteten eindringlich über ihre Leidens- und Schreckensjahre in Lagern wie z.B. Auschwitz und Majdanek. Der 96jährige Ignacy Golik hielt zudem einen Tag später einen öffentlichen Vortrag in Ilbenstadt. Die Geschichtsfachschaft der Sankt Lioba Schule hält in enger Zusammenarbeit mit der Schulseelsorge diese Vorträge für außerordentlich wichtig, da es bald nicht mehr viele Menschen geben wird, die aus erster Hand von der menschenverachtenden Behandlung durch das NS-Regime, zumal in Polen, berichten können. Nach den Vorträgen hatten die Schülerinnen und Schüler auch Gelegenheit zum Meinungsaustausch mit den aus Polen angereisten Gästen. Alle Zeitzeugen riefen zur Versöhnung auf und mahnten die Heranwachsenden gleichzeitig, gerade in der heutigen Zeit demokratische Werte zu verteidigen und sich für den Erhalt des Friedens einzusetzen. Vom Angebot zum Meinungsaustausch wurde rege Gebrauch gemacht. Die Schülerinnen und Schüler, die zuvor andächtig und berührt den polnischen Opfern aus der NS-Zeit zugehört hatten, befanden einhellig, dass solche Veranstaltungen sehr wichtig seien und dass durch die persönlichen Berichte ihnen ein unmittelbareres Bild über Leben und Verfolgung im Herzen Europas vor nicht einmal 75 Jahren offenbar werde. Für das Gelingen der Veranstaltung ist vor allem der Einsatz des Lioba-Schülers Tom Lucas Güntzel zu erwähnen, der nach Ausfall eines angekündigten Übersetzers dessen Arbeit bravourös übernahm.
Text: Hans Peter Wavra