Historischer Exklusiv-Vortrag für Latein-Leistungskursler der SLS
Selten hat ein Vortragsgast an der St.-Lioba-Schule eine so exklusiv überschaubare Zuhörerzahl gehabt wie kürzlich Prof. Dr. Alexander Demandt, der ausschließlich für zwei Latein-Leistungskurse, ihre Lehrer und einige wenige Gäste gekommen war. Demandt, der unter den deutschen Althistorikern zu den renommiertesten gehört und durch Auftritte in Geschichtssendungen im Fernsehen auch einem breiten Publikum bekannt ist, wurde von Latein- und Geschichtslehrer Hans Peter Wavra freundlich begrüßt und vorgestellt.
Die Vorstellung war nötig, obwohl der Gast aus Berlin, wo er immer noch als Historiker tätig ist, bereits im letzten Jahr an der Privatschule zu Gast war. Sein damaliger Vortrag über die Kelten galt allerdings anderen Zuhörern. Wavra bedauerte, dass die in Latein obligatorische Beschäftigung mit Autoren wie Cicero, Horaz und Vergil nicht so fruchtbringend sei, wie sie sein könnte, wenn zum literaturhistorischen Hintergrund auch der allgemeinhistorische trete. Wie könne man Ciceros Philippika verstehen ohne Wissen um die Auseinandersetzungen des Bürgerkrieges zwischen Caesarianern und Optimaten sowie Pompeius, ohne Kenntnisse über den jahrzehntelangen Kampf zwischen der Senatspartei und den Popularen ? Wie die Aeneis des Vergil ohne die Kenntnisse um die historische Gestalt des Octavian-Augustus und seiner Epoche? Im Geschichtsunterricht der Oberstufe spiele die Alte Geschichte nur eine marginale Rolle. Daher sei man glücklich, mit Prof. Demandt einen Kenner erster Güte gewonnen zu haben, der bereit sei, in zwei Stunden Vortrag und anschließender Aussprache diese Lücke zu schließen.
Der immer noch in Berlin an der Universität tätige Wissenschaftler, der einen Teil seines Lebens in der Wetterau verbrachte und noch verbringt, wurde den in ihn gesetzten hohen Erwartungen in jeder Hinsicht gerecht. Geradezu unglaublich wie er, der doch längst das Rentenalter erreicht hat, die ganze Zeit frei und ohne Blick auf Zettel oder Buchseiten die römische Geschichte von den Reformversuchen der Gracchen über Marius und Sulla, Cato und Cicero, Caesar, Pompeius und Cleopatra bis zu Spartacus und Octavian/Augustus so sicher beherrschte und darstellte wie früher ein Kind das Murmelspiel. Zudem war der Referent jederzeit dazu in der Lage, Bezüge zur jüngsten Vergangenheit und Gegenwart herzustellen. Zwei Geschichtsstunden, die zwar nicht alles ersetzen konnten, was ein Unterricht in der Alten Geschichte in der Oberstufe bringen könnte, aber zumindest für die besagte Zeitspanne der römischen Geschichte das Wichtigste zusammenfassten. Sogar an die Nachhaltigkeit war mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Daten gedacht worden.(Foto: Steffek)