Chemieunterricht im Nanotruck - Spaß beim Experimentieren
Krasser kann der Unterschied zwischen dem Äußeren und dem Inhalt kaum sein als beim Nanotruck. Der kam kürzlich für zwei Tage in die Kurstadt.Geholt und organisiert von St.-Lioba- Chemielehrer Amadeo Raino, der davon überzeugt war, dass ein außerschulischer Lernort die Motivation der Schüler/innen sehr positiv beeinflussen kann. Eine Rechnung, die aufging, denn präzise organisiert konnten ganze Klassen die Leiter in den Nanotruck besteigen. In seinen gewaltigen Dimensionen hat das Roadshow-Fahrzeug Ausmaße, die es unmöglich machten, den Nanotruck auf dem Schulhof zu platzieren .Ein Standort war schließlich vor dem Usa-Wellenbad gefunden, so dass die Jugendlichen und begleitende Lehrer bei nasskaltem Wetter einen keineswegs nanokleinen Fußmarsch absolvieren mussten, ehe sie der wohlig-warme und mit zwei Etagen ausgestattete Riesenlaster schluckte und in die Welten des zwergenhaft Winzigen entführte. Der Begriff "nano" leitet sich nämlich vom griechischen Wort "nannos" , was "Zwerg" bedeutet, ab.
Es steht außer Frage, dass die Nanotechnologie nicht nur bereits im Alltag anzutreffen ist, sondern eine große Zukunft vor sich hat. So finden sich im Inneren des gewaltigen Trucks, der von zwei projektbegleitenden Wissenschaftlern betreut wird, Alltagsgegenstände wie Turnschuh, Smartphones, Feuerzeug und Ketchupflasche. Dr. Meike Naumann und Dr. Marco Kollecker, beide Chemiker, erläuterten freundlich und kompetent die auf 100 Quadratmetern Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche verstauten Apparaturen und Exponate und animierten sehr zur Freude der Schüler dazu, selbst zu experimentieren und sich vom Zauber der Nanowelten einfangen zu lassen. Die inhaltliche Klammer der Ausstellung stellten vier große Schautafeln dar . Dabei wurde deutlich, dass die Forschung bereits eine Menge Möglichkeiten entdeckt hat, die Nanotechnologie zu nutzen .Um zu begreifen, wieso immer wieder davon die Rede ist, dass Winzlinge Gigantisches leisten können,muss man wissen, dass ein Nanometer einem Milliardstel Meter entspricht und damit rund 50 000 Mal kleiner ist als der Durtchmesser eines Menschenhaares. Die Doktores der Chemie wiesen darauf hin," dass derart kleine Teilchen oder Strukturen oft verblüffend andere chemische und physikalische Eigenschaften als größere Objekte aus dem gleichen Material (besitzen)". Diese Effekte werden bereits von zahlreichren Branchen genutzt und machen die Nanotechnologie zu einem der chancenreichsten Technologiefelder der Welt. Entscheidende Verbesserungen, informierten die beiden Wissenschaftler, seien in den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz, Energie, Gesundheit, Kommunikation, Ernährung und Landwirtschaft, Mobilität und Sicherheit bereits erfolgt und weiter möglich.
Besonders Spaß machte den Jugendlichen natürlich das Experimentieren. Da konnte man sehen, wie das glänzende Gold bei Zerlegung in Nanopartikel rot wird, was die Glasmacher der Antike unbewusst durch Beimischen geringer Mengen Goldstaubs in geschmolzenes Glas nutzten, was im Mittelalter das tiefe Rot bei Kirchenfenstern ermöglichte. Mit offener Flamme konnte man unbedenklich umgehen, wenn die mutig zur Verfügung gestellte Hand durch den Brandschutz-Kunststoff "Firewall" geschützt wurde. Besonders spektakulär der Lotuseffekt , denn das Blatt der Lotusblume sorgt dafür, dass nicht nur Wasser abperlt und Schmutzpartikel im Unterschied zum Fuß des Geckos keine Haftung finden. Trefflich demonstriert an Ketchup, der abprallte wie besagtes Wasser.
Beeindruckt waren auch die Schüler/innen des Chemieleistungskurses. Vielleicht entdeckte die Eine oder der Andere sogar, dass er später in einem Beruf der Nanotechnologie Erfüllung finden könnte .Der Nanotruck, der unter der damaligen Ministerin und jetzigen Botschafterin im Vatikan, Annette Schavan,als zündende Idee des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ins Leben gerufen wurde, ist ein schlagendes Argument gegen das Vorurteil, Politiker täten nichts.
Auf die Nachfrage bei einer Schülerin, wie es ihr denn im Nanotruck gefallen habe ,antwortete diese: " Nanomäßig super !" Dem ist nichts hinzuzufügen.
Dr.Steffek