Experimentelle Archäologie machte großen Spaß
Am 2. und 3. Juli brachte die Berliner Archäologin Kirstin Hansen für die Mädchen und Jungen aller sechsten Klassen und einer achten Klasse der Sankt Lioba Schule Materialien und Aufgaben mit, die es erlaubten, der geradezu „römischen“ Hitze ein Schnippchen zu schlagen. Die achte Klasse mit ihrer Lehrerin Anne Potthoff-Knoth übte sich im Anfertigen von Mosaiken, einer in der gesamten Antike sehr geschätzten Kunstform. Vom Entwurf über die praktische Gestaltung bis zur Verfügung durch Gips lernten die Schüler den gesamten Arbeitsvorgang kennen.
Praktische Arbeit war auch zunächst bei den Mädchen und Jungen der sechsten Klassen angesagt. Um wie Roms Kinder schreiben zu können, fertigten sie unter Anleitung der Archäologin zunächst Holztäfelchen, die mit Bienenwachs gefüllt wurden. Dem flüssigen Bienenwachs wurden von Hansen Ruß und der besseren Konsistenz wegen Leinöl zugegeben, was im eher kälteren "Germanien" nötig wurde. Selbst der zum Schreiben benötigte Stift ("stilus") wurde aus entsprechendem Holz von den Nachwuchs-Archäologen selbst gefertigt. Dem Bewegungsdrang der Kinder trugen Spiele Rechnung, die zeigten, dass es nicht unbedingt blutige Gladiatorenspiele sein mussten, wenn römischer Nachwuchs spielte, denn auch römische Eltern wollten ihre Kinder unbeschadet aus der Schule zurück haben. Hasel- und Walnüsse hätten nicht nur Eichhörnchenaugen leuchten lassen, sondern dienten auch zu Wettspielen wie dem Delta- und Orcaspiel. Auch Würfel kamen zum Einsatz, damals oft aus Knochen gefertigt, heute dann doch aus Plastik. Andere Spiele, die der Bewegung dienten, wurden lange Jahre bis ins vorige Jahrhundert auch unter Germaniens Himmel gespielt, etwa Reifen schlagen oder den Kreisel mit dem Peitschchen in Bewegung zu versetzen.
Der Kontakt zwischen der Lioba-Schule und der Berliner Archäologin ist über eine befreundete Wetterauer Familie zustande gekommen. „Diese Form der praktischen Pädagogik lässt für die Kinder die Welt der Antike wieder erfahrbar werden“, freut sich der Latein- und Geschichtslehrer Hans Peter Wavra, der den Besuch organisierte. Mit dabei war auch eine Latein-Studentin der Gießener Justus-Liebig-Universität. Der Förderverein der Schule hat diese besondere Unterrichtseinheit finanziell unterstützt.
Text + Foto Dr.Steffek