Sehr gut besuchter Vortrag des Althistorikers Demandt in der St.-Lioba-Schule
Die Einladung der interessierten Öffentlichkeit zu einem Vortrag anlässlich des 2000ten Todesjahres des römischen Kaisers Augustus zahlte sich am Montag, dem Abend der Veranstaltung, für die St.-Lioba-Schule offensichtlich aus. Der Große Musiksaal war dicht besetzt, als Latein- und Geschichtslehrer Hans Peter Wavra die Gäste und den Referenten begrüßte. Nicht zum erstenmal war der in einem Altenstädter Ortsteil lebende Althistoriker Prof. Dr. Alexander Demandt an der Privatschule in der Trägerschaft des Bistums Mainz zu Gast.Wavra verlieh seiner Freude darüber Ausdruck," einen der bekanntesten Althistoriker deutscher Zunge" begrüßen zu können und erinnerte mit seinen ersten Worten an die Weihnachtsgeschichte. Durch sie sei der Name des Augustus wohl jedem Christen bekannt. Augustus sei für viele spätere Herrscher in verschiedenen europäischen Ländern zum Vorbild geworden und gelte gewissermaßen als Begründer der europäischen Monarchie . Wavra offenbarte sein ausgeprägtes Fachwissen und verwies auf bekannte römische Autoren, die sich für Augustus fast schon euphorisch begeisterten, aber auch andere wie Tacitus, denen die Schattenseiten des Imperators nicht verborgen geblieben seien.
Demandt ging in seinem in neun Abschnitte gegliederten Vortrag zunächst auf die Monarchie als "älteste Staatsform der Menschheit" ein und erinnerte an Friedrich den Großen, der die Demokratie als Modeerscheinung eingeschätzt und die einzig wahre Staatsform in der Monarchie gesehen habe .Der Historiker erinnerte dabei sowohl an die vorchristlichen Kulturen Vorderasiens, aber auch an die Griechen. Athens demokratische Phase sei nur kurz gewesen, und lediglich die Spartaner hätten mit den Ephoren eine Kontrolle der Könige besessen. Danach sei bekanntlich die römische Republik gefolgt, deren Auflösungsprozess über 100 Jahre gedauert habe, wobei es sich aber nicht, wie Mommsen vermutet habe, um eine römische Revolution gehandelt habe. Die außenpolitischen Erfolge hätten innere Probleme gebracht, die Zahl der landlosen Bauern erhöht und den Gracchen hier Rückhalt verschafft .Anders etwa als Marius und Sulla sei Caesar "zu nett zu seinen Gegnern gewesen". Sein Adoptivsohn Oktavian, der spätere Augustus, habe als 19-Jähriger die ihm angebotene Macht übernommen und sei als dessen Nachfolger akzeptiert worden .Er habe Volk und Heer auf seiner Seite gehabt, alle ambitionierten Machthungrigen ausgeschaltet und sei nach der Schlacht bei Actium unangefochtener Herr über Rom gewesen. Demandt nannte die beachtliche Zahl von Titeln und Funktionen von Imperator (seit 40), über Princeps senatus (28), Pontifex maximus (12) und Pater patriae (2 vC) bis hin zu seiner "Erhebung unter die Götter" und Kultstatus. Der dynastische Gedanke mit männlicher Erbfolge habe Nachfolgediskussionen ausgeschlossen.
Der Referent stellte dar, dass schon vor der Weihnachtsgeschichte eine "Geschichte vom göttlichen Kind" bekannt gewesen sei, welches als "König der Römer" von sich reden machen sollte und auf Augustus bezogen wurde. Er lzeigte auf , wie der Kaiser durch eine Bestätigung seines Götterstatus durch die Auspizien, zahllose Darstellungen auf Münzen und eine Reihe von "Augustusfeiertagen" am eigenen Nimbus gearbeitet habe. Es könne als sicher gelten, dass sich im "Allerheiigsten" des Römerkastells Saalburg neben der Regimentskasse als Wichtigstes ein Bildnis des Kaisers befunden habe. In Verbindung mit dem Aspekt der Zeitenwende, ein Gefühl, das es schon vor dem "Erhabenen" gegeben habe, erwähnte der Vortragende auch den Mäzenas, der Autoren wie Horaz und Vergil zu Preisgesängen des Augustus motivierte. Einen weiteren Abschnitt widmete der Referent den Christen und der Kaiserverehrung. Paulus' Lehre, wonach alle Obrigkeit von Gott sei, habe beides rechtfertigen können und das Gottesgnadentum gefördert. Zudem habe Augustus "nicht in die Schlafzimmer hinein regiert" und eine Zeit des Friedens gebracht. Von Karl dem Großen über den Staufer Friedrich II. , von di Rienzi über Napoleon und Mussolini habe sich mancher Monarch als Vorbild Augustus gewählt und selbst der Sozialist Lasalle habe unter bestimmten Voraussetzungen einen Kaiser akzeptiert.
An den mit enormen Fachwissen gespickten und mit einer Prise Humor gewürzten großartigen Vortrag schlossen sich Fragen an, denen sich Demandt gern stellte, Unter anderem auch die, ob das heutige EU-Bündnis noch regierbar sei. Für die Schulleitung dankte Oberstufenleiter Hans Winfried Auel dem Redner mit einer Flasche köstlichen Rebensaftes.
Dr.Steffek