Zum Weltmissionsmonat in deutschen Bistümern unterwegs - Nahe an der Jugend
Der Oktober ist für die deutschen Katholiken der Monat der Weltmission und führt traditionell anlässlich des Weltmissionssonntages auch immer wieder Gäste aus Entwicklungsländern nach Deutschland. Durch die guten Kontakte der in der Trägerschaft des Bistums Mainz stehenden St.-Lioba-Schule kommt auch diese öfter zu der nicht alltäglichen Gelegenheit, dass einer der Besucher aus dem Land, das im Missionsmonat im Brennpunkt der Aufmerksamkeit steht, im Religionsunterricht zu Gast sein kann. Diesmal kam auf Einladung der katholischen Schulseelsorgerin Regina Röhrig und nicht zuletzt des Schulleiters Dr. Tobias Angert ein Besucher aus dem Senegal, der aus erster Hand über die Sorgen und Nöte eines Landes berichtete, das zu 95 % vom Islam geprägt ist.
Abbé Pierre Aye Ndione kam in Begleitung einer Dolmetscherin und der an der St.-Lioba-Schule bereits bekannten Missio Diözesan-Referentin Anette Fleischhauer, die schon mit Gästen aus Indien und Uganda an der Schule war, zunächst zu einer kurzen Begrüßung ins Lehrerzimmer. Danach ging es gemeinsam mit zwei Oberstufenkursen und einer 10. Klasse, die alle über solide Kenntnisse in der französischen Sprache verfügten, um dem ausschließlich in dieser Sprache berichtenden Abbe Pierre folgen zu können, in den Präsentationsraum. Hier stellte der Direktor der Sozialen Werke in der Diözese Thiès, der als großer Netzwerker und engagierter Freund vor allem der Jugend in seinem Land gilt, Land und Leute vor . Dabei bezeichnete er den Senegal als Land mit zwei Gesichtern, mit schwüler Feuchtigkeit und grüner Blütenfülle im Sommer und gnadenloser Austrockung im Winter. Katholizismus und der Islam sowie Reste animistischen Glaubens leben hier in friedlicher Koexistenz. An dem von Abbé Pierre organisierten Jugendtag in der Diözese kommen bis zu 3500 junge Frauen und Männer zusammen, um das Erlebnis der Gemeinschaft zu erfahren. Viele Probleme warten auf die Heranwachsenden und stellen eine große Herausforderung für die katholische Seelsorge dar: Arbeitslosigkeit und Aids, Werteverlust und Drogen. Hinzu kommen Probleme wie die "heimliche" Migration, der Kampf gegen die grausame Genitalverstümmelung und Hilfe für Frauen in Not, denn der Senegal kennt keine staatliche Unterstützung für Frauen.
Doch Abbé Pierre ging nicht nur auf landesweite Probleme ein, sondern schilderte auch sein Leben in der kleinen Gemeinschaft und sprach von den freudigen Momenten, wenn erfolgreich geholfen werden konnte. Gemeinschaftserlebnisse, auch fern des Senegal, wie er es auch an der St.-Lioba-Schule erlebte, geben Abbe Pierre Kraft zum Weitermachen. Ebenso wie sein Lieblingsvers aus der Bibel: "Gott steht mir bei, und ich wanke nicht." Für den Gast und die Schüler, die sich nicht scheuten, Fragen zu stellen, eine ebenso wichtige wie erfreuliche Begegnung.