Zwei junge Pfarrer der Church of North India zu Gast an der Sankt Lioba Schule
Besuch von zwei evangelischen Pfarrern aus dem fernen Indien hatten zwei evangelische Religionsgrundkurse der Q3. Schon seit vielen Jahren pflegt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eine Partnerschaft mit der Church of North India. In diesem Rahmen finden auch regelmäßige Besuche in beide Richtungen statt, die dem gegenseitigen Kennenlernen aber auch dem Erfahrungsaustausch dienen sollen.
Die beiden jungen Pfarrer, Reverend Samuel und Reverend Pulak, stammen aus der Nähe von Amritsar und verbrachten reichlich zwei Wochen in Bad Nauheim. Zuerst bekamen sie im Rahmen einer kurzen Schulführung einen Eindruck von der Sankt Lioba Schule vermittelt. Dies war spannend für sie, da es zunehmend auch in Indien christliche Schulen gibt. Besonders beeindruckt zeigten sich die beiden vom modernen NaWi Raum.
Im Anschluss erzählten die beiden Pfarrer den Schülerinnen und Schülern aus den Grundkursen über das Leben als Christ in Indien. Wie Pulak in seinen einführenden Worten betonte, sind die meisten Inder Hinduisten. Nur etwa zwei Prozent bekennen sich zum christlichen Glauben. Das sind aber immer noch etwa zwanzig Millionen Menschen. Oft würden Menschen Christen, da sie hier Heilung erfahren würden oder sie der Gedanke der Gleichheit aller – im Gegensatz zum hinduistischen Kastenwesen – fasziniere.
Auch wenn in Indien offiziell Religionsfreiheit herrsche, komme es, gerade in ihrer Heimatprovinz Provinz Punjab, immer wieder zu Christenverfolgungen. Sehr offen berichtete Pulak auf Fragen der Schülerinnen und Schüler von den Erfahrungen, einziges christliches Kind an seiner Schule gewesen zu sein. Er erzählte auch von seiner Angst, als 2008 Häuser von Christen und von einer Nichtregierungsorganisation in seinem Dorf angezündet worden seien. Derzeit habe sich die Situation für Christen im Land gebessert.
Aufgrund der sehr offenen Antworten der beiden Besucher erhielten die Lioba-Schülerinnen und -Schüler einen authentischen Eindruck davon, was es heißt, Christ in einer Gesellschaft zu sein, in der es keine Kirchensteuer gibt, Pfarrer kaum genug zum Leben verdienen und man als Christ Außenseiter ist und für seinen Glauben gelegentlich angefeindet wird. Die indischen Pfarrer im Gegenzug zeigten sich beeindruckt von den offenen Fragen der Schüler – in Indien würden Schüler die Anweisungen der Lehrer befolgen und fast nur zuhören.
Auch die Besucher stellten Fragen zu Schulgebühren, zur Ausbildung von Religionslehrern oder zum Alltag der Jugendlichen. Einen sehr lebendigen Eindruck vom geistlichen Leben an unserer Schule bekamen die Gäste auch während des evangelischen Gottesdienstes zum Lioba-Tag vermittelt. Besonderer Dank gilt hier Frau Marmion fürs Simultandolmetschen.
Text und Bild: Silke Nickel