Die Lioba-Gruppe vor der Karbener Biogas-Anlage.
Begabtenförderung der Sankt Lioba Schule besichtigt Karbener Biogas-Anlage
„In einer Biogas-Anlage passiert im Prinzip nichts Anderes als in einer Kuh“, lautete das überraschende Resümee der jüngsten Exkursion des Arbeitskreises zur Begabungsförderung an der Sankt Lioba Schule. Zwanzig Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte Margaryta Korolenko und Dr. Stefan Brückmann sowie drei Eltern ließen sich vom Betriebsleiter der Biogasanlage in Karben über diese Form der Energiegewinnung informieren.
Betriebsleiter Dipl.-Ing. Falk Henke orientierte sich bei seiner Führung durch die Anlage am normalen Produktionsablauf. Deshalb ging es zuerst über die Waage, wo sich herausstellte, dass die Bad Nauheimer Gruppe insgesamt 1440 kg wog. Danach staunten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Fahrsilos über die riesigen Berge von organischem Material, das zur „Fütterung“ der Biogas-Bakterien in den Fermentern benötigt wird. „Die derzeitigen Lagerbestände reichen für zwei Jahre“, erläuterte Henke.
Im Vordergrund ein alter Fermenter, der demnächst ein neues "Dach" bekommt.
Während dieser Erklärungen fuhr ein Frontlader immer wieder ganze Schaufelladungen von den Fahrsilos in die Feststoffdosierer, die vor den Fermentern stehen. Diese Feststoffdosierer geben das Material der Schaufelladung mittels Förderschnecken nach und nach präzise dosiert in die Fermenter. Die Fermenter, die dem Pansen einer Kuh entsprechen, bestehen aus dünnflüssigem Material, in dem die Biogas-Bakterien das organische Material „fressen“. Dabei entsteht Biogas, dass sich oberhalb der Flüssigkeit sammelt. Bei der Kuh entweicht dieses Gas durch Flatulenzen in die Atmosphäre. Das gilt inzwischen als problematisch, weil Biogas unverbrannt einen sehr starken Treibhauseffekt hat.
Das Gas in der Karbener Anlage hat über dem Ferment einen Methananteil von 55 Prozent. Durch verschiedene technische Verfahren wird es in der Biogasanlage auf eine Konzentration von 95 Prozent Methan angereichert und dann in das Gasnetz der OVAG eingespeist. Mit einem anderen Teil des Biogases wird eine Gasturbine betrieben und Strom erzeugt. Als Stromproduzent ist die Biogas-Anlage deshalb besonders interessant, weil das Gas gut gespeichert werden kann. Sollte ein erhöhter Bedarf an Strom bestehen, kann die Gasturbine innerhalb von zwei Minuten gestartet werden und liefert dann sofort den nötigen Strom.
Alle Vorgänge auf der Biogasanlage werden bilanziert – von der Anlieferung des Materials bis zur Abgabe der Reste, die wertvolle Dünger sind. Damit wird der wichtige Beitrag der Biogas-Anlage zum Klimaschutz dokumentiert. Wettbewerbsfähig gegenüber Erdgas, auch wenn es nicht aus Russland kommt, ist die Biogas-Anlage nicht, aber das Klima anzuheizen, käme die künftigen Generationen deutlich teurer.
Für die Gruppe der Begabungsförderung von der Sankt Lioba Schule war die zweieinhalb Stunden dauernde Führung ein sehr eindrückliches Erlebnis. Wer wollte, durfte nicht nur in die Fermenter sehen, sondern auch die Silage und den Faulschlamm anfassen. Der Erkenntnisgewinn über die praktische Bedeutung von biochemischen Prozessen kann jetzt wieder in den Unterricht eingebracht werden.
Dr. Stefan Brückmann