Workshop zur Verständigung von Tieren untereinander
Dr. Stefan Brückmann bei seinem Vortrag über Kommunikation unter Tieren.
Zwölf Schülerinnen und Schüler, eine Lehrerin, ein Lehrer und ein Vater trafen sich am 27. Januar in der Sankt Lioba Schule zum letzten Begabten-Workshop des Halbjahres, das sich mit dem Thema „Kommunikation“ befasste. Der Biologe und Mitveranstalter Dr. Stefan Brückmann eröffnete den Tag mit einem Vortrag zur Kommunikation von Tieren untereinander. Dabei begann er mit der meistens gut bekannten Körpersprache von Hund und Katze. Allerdings umfasst das nicht alles, was man sich allgemein unter Kommunikation vorstellt. Es handelt sich in der Regel nur um einseitige Signale, aber nicht um einen wechselseitigen Austausch im Sinne einer umfassenderen Kommunikation.
Im Weiteren ging Brückmann auf Rufe von Affen und Meisen ein. Beide verfügen über Ansätze von Grammatik. Es ist also nicht nur wichtig, welche Rufe sie von sich geben, sondern auch die Reihenfolge der einzelnen Rufe. So können Meerkatzen zum Beispiel mit zwei Rufen die drei Botschaften „Achtung Adler!“, „Achtung, Leopard!“ und „Wegziehen!“ verbreiten. Die Meisen als Schwarmvögel haben sich mehr mitzuteilen als solitäre Singvögel, obwohl diese oftmals schöner singen. So benutzen die Carolina-Meisen beispielsweise ihr komplexes Signalsystem, um sozialen Kontakt herzustellen oder zu halten, um andere über Futter zu informieren, Alarm zu geben oder um – oft im Pulk – auf einen Raubfeind zu „hassen“.
Bei Affen fragen sich Wissenschaftler seit langem, woran es liegt, dass sie keine Sprache entwickelt haben. Liegt es am Gehirn, am Sprechapparat oder haben sie sich nur nichts zu sagen? Zur Klärung vermaßen die Forscher den Vokaltrakt der Affen mit Röntgenaufnahmen und Computermodellen. Daraus errechneten sie, dass Affen theoretisch zu fünf möglichen „Affen-Vokalen“ in der Lage wären. Bei stimmhaften Lauten bringt der Kehlkopf die ausströmende Luft in Schwingung. Zunge, Mund und Lippen formen dann einzelne Laute und dämpfen oder verstärken diese. Dies ist extrem aufwändig und muss in sehr schneller Folge ablaufen, was eine große Leistung für das Gehirn darstellt. Das wird wohl der Hauptgrund dafür sein, dass Affen nicht sprechen. Der Neandertaler, bei dem man den die Anfänge der Sprachentwicklung vermutetet, hatte ein genauso großes Gehirn wie der moderne Mensch.
Dr. Brückmann bei seiner offiziellen Verabschiedung im großen Musiksaal der Sankt Lioba Schule.
Im Anschluss berichtete Dr. Brückmann von einer Schimpansin, die von einem Forscherehepaar wie ein eigenes Kind aufgezogen wurde und systematisch Sprachunterricht erhielt. Sie lernte trotzdem nur vier Wörter, mit denen sie sich verständigen konnte. Diese waren „mommy“, „daddy“, „cup“ (Tasse) und „up“ (rauf, im Sinn von huckepack nehmen). Letztlich erinnert das an den sprechenden Hund aus einem Sketch von Loriot, mit dem der Biologie-Lehrer seinen Vortrag abschloss.
Für Dr. Stefan Brückmann und die Begabtenförderung an der Sankt Lioba Schule war dieser Vortrag zugleich eine Zäsur: Nach über zehnjähriger Mitarbeit im Team der Begabtenförderung und siebzehn Jahren als Lehrer für Biologie und Informatik an der Sankt Lioba Schule begann für den erfahrenen Pädagogen im Februar 2024 sein beruflicher Ruhestand. Die letzten Jahre leitete Brückmann verantwortlich das Fachgebiet „Begabtenförderung“ und sorgte unter anderem dafür, dass das vom hessischen Kultusministerium verliehene „Gütesiegel für Schulen, die hochbegabte Schülerinnen und Schüler besonders fördern“, immer wieder verlängert wurde.
Ab dem neuen Halbjahr wird die Mathematiklehrerin Margaryta Korolenko dieses Amt übernehmen. Das Oberthema für die Workshops im zweiten Halbjahr wird „Technik“ heißen.