Wilfried Helms vor seinem aufmerksamen Auditorium in der gut besuchten Aula der Sankt Lioba Schule.
Lerncoach Wilfried Helms vor großem Publikum an der Sankt Lioba Schule
Auf Einladung des Schulelternbeirats war kurz vor den Osterferien der Lerncoach Wilfried Helms zu Gast an der Sankt Lioba Schule. In einem kurzweiligen Vortrag vermittelte der ehemalige Gymnasiallehrer über 100 Eltern und einigen Schülerinnen und Schülern viel Wissenswertes rund ums Thema „Lernen lernen“. Zum Einstieg demonstrierte er durch ein eindrucksvolles kurzes Experiment mit Hilfe von zwei Freiwilligen aus dem Publikum, dass unser Ultrakurzzeitgedächtnis, sozusagen die Eingangsstufe in unser Gehirn, lediglich sieben einzelne Informationen auf einmal verarbeiten kann. Präsentiert man ihm mehr Informationen, etwa Zahlen oder Vokabeln, so schaltet unser Gehirn nicht etwa auf Durchzug, sondern wirft auch die direkt zuvor gespeicherten Inhalte wieder aus dem Gedächtnis.
Steigern lässt sich diese Merkfähigkeit, indem man die Informationen, die man lernen möchte, nach inhaltlichen Aspekten strukturiert. Wie Helms in einem weiteren Experiment zeigte, gelingt es uns völlig problemlos, uns zwanzig nach Themen angeordnete Wörter einzuprägen und wiederzugeben. Folglich empfahl der Lerncoach, englische unregelmäßige Verben nicht etwa alphabetisch sortiert zu lernen, sondern sie nach Regelmäßigkeiten zu ordnen. So könne man etwa alle von ihm sogenannten „Hühnerverben“, also die einsilbigen unveränderlichen Verben wie put put put, bündeln und sich gemeinsam einzuprägen. Dieses Verfahren lasse sich auch auf andere Fremdsprachen oder Lernthemen anwenden. Hilfreich sei auch die Visualisierung von Lerninhalten, etwa des Einmaleins.
Nach der Pause ging es dann um das gemeinsame häusliche Lernen von Eltern und Kin-dern. Wie schaffe ich es, darüber nicht in Streit zu geraten? Welche Stofffülle kann ich meinem Kind zumuten? Auch hier gab es viele hilfreiche Tipps, etwa von den Bedürfnissen und vorhandenen Kenntnissen des Kindes auszugehen. Man solle die Lernenden nicht durch eine zu große Stofffülle überfordern und auch schon kleine Lernfortschritte loben, um die Motivation und das Selbstbewusstsein zu steigern und den inneren Schweinehund zu besiegen. Da Kinder noch nicht in der Lage seien, handlungsaktivierend in die Zukunft zu denken, sei elterliche Hilfe wichtig, etwa um zu lernende Vokabeln in kleine Portionen aufzuteilen und durch regelmäßiges Wiederholen zu festigen. Der Versuch von Schülern, sich kurz vor einem Vokabeltest auf die Schnelle 100 Wörter einzuprägen, sei zum Scheitern verurteilt.
Der vierfache Familienvater würzte seinen Vortrag mit vielen humorvoll vorgetragenen anschaulichen Beispielen aus dem eigenen Familienalltag, die die Zuhörer zum Schmun-zeln brachten, auch und gerade, weil sich die meisten Anwesenden hierin gut wieder-erkannten. Gegen Ende des Vortags zitierte Helms noch Studien, denen zufolge bereits durch zwanzig Minuten tägliche Handynutzung, etwa zum Spielen oder für Social Media, die Leseleistung von Fünftklässlern um 25 Prozent sinke. Amerikanische Untersuchungen hätten gezeigt, dass in den letzten 25 Jahren die Konzentrationsspanne junger Erwachsener um ein Viertel auf nur noch 45 Minuten am Stück gesunken sei. So plädierte der Lerncoach nachdrücklich dafür, vor und nach dem Lernen Handypausen einzulegen und als Eltern die Handynutzung der Kinder konsequent zu reglementieren. Ein strukturierter Familienalltag, etwa mit immer gleichen Abläufen vor dem Schlafengehen, sei eine gute Voraussetzung für Schulerfolg.
Mit langanhaltendem Applaus belohnte das Publikum den Referenten und Autor mehrerer Bücher für den kurzweiligen Vortag. Eine Mutter aus dem Publikum stellte dankbar fest: „Heute Abend habe ich ganz viele wertvolle Ratschläge bekommen, wie ich mein Kind effektiv beim Lernen unterstützen kann und gleichzeitig häuslichen Streit vermeide.“