Mechthild Kreißl (vorne) im August 2016 beim Offenen Frühstückstreff zu-sam¬men mit haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden im Karl-Wagner-Haus. Foto: Mission Leben.
Sankt Lioba Schule trauert um langjährige Kollegin
Die Schulgemeinschaft der Sankt Lioba Schule trauert um Mechthild Kreißl. Die 1935 in Alsfeld geborene Tochter eines Amtsgerichtsrats arbeitete von 1965 bis 1998 als Lehrerin für Deutsch und Gemeinschaftskunde an dem bis 1992 noch von Ordensschwestern geführten katholischen Gymnasium. Im Fach „Gemeinschaftskunde“ wurden einige Jahre lang die Fächer Geschichte und Sozialkunde verschmolzen. Deshalb durfte die nach Studienaufenthalten in Frankfurt, München und Marburg examinierte Lehrerin alle drei Fächer unterrichten.
Kreißl wurde in der Mittelstufe als Klassenlehrerin, in der Oberstufe als Tutorin einge-setzt. In einem Würdigungsbericht von Schwester Mathild Koppers wird sie 1974 als Kollegin skizziert, die sich sehr sorgfältig auf den Unterricht vorbereite. „Frau Kreißl zeichnet sich besonders aus durch Verantwortungsbewusstsein und Einsatz-bereitschaft“, heißt es dort weiter.
Kreißl hatte unter ihrem Mädchennamen Mechthild Grimmel an der Schiller-Schule in Friedberg 1955 die Reifeprüfung abgelegt. Zunächst studierte sie Geschichte und Ger-manistik mit dem Berufsziel Verlagsberaterin. Im Lauf des Studiums orientierte sie sich aber um und entschied sich für das Lehramt. 1963 legte sie an der Philipps-Universität in Marburg das Erste Staatsexamen ab, nach der praktischen Lehrerausbildung an der Friedberger Augustinerschule sowie an der Ricarda-Huch-Schule in Gießen folgte 1965 das Zweite Staatsexamen.
Noch im gleichen Jahr begann Kreißl ihre Tätigkeit an der Bad Nauheimer Sankt Lioba Schule und blieb hier – mit einer Unterbrechung nach der Geburt ihrer Tochter – bis zur Pensionierung im Jahr 1998. Vielen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen ist sie als entschiedene Katholikin, aber vor allem als einfühlsame Pädagogin in guter Erinnerung geblieben. Kreißl erlebte wichtige Meilensteine der Schulgeschichte mit, so zum Beispiel ab 1971 die Aufnahme von Jungen an der ursprünglich als Mädchenschule gegründeten Einrichtung oder den Übergang der Ordensschule in die Trägerschaft des Bistums Mainz.
Im Alter von 62 Jahren zog sich Mechthild Kreißl aus dem Schuldienst zurück. Als Pensionärin setzte sie sich ehrenamtlich vornehmlich für die Schwachen der Gesellschaft ein. 2005 wirkte sich an einer Ausgabe der „Wetterauer Geschichtsblätter“ mit, 2011 erinnerte sie im „Erzähl-Café“ der Lokalen Agenda 21 von Friedberg an ihre jüdischen Nachbarn, als über Achtzigjährige organisierte sie 2016 einen offenen Frühstückstreff im Friedberger Karl-Wagner-Haus, im Eine-Welt-Kreis engagierte sie sich unter anderem für die Opfer im erdbebenerschütterten Haiti. Mit dem ökumenischen Ausschuss von Friedberg, in dem sie mit ihren ehemaligen Lioba-Kollegen Ilse und Joachim Etzel zusammentraf, beteiligte sie sich noch vor einem Jahr an der Organisation des ökumenischen Kirchentagssonntags mit Weihbischof Dr. Udo Bentz. Im Alter von 86 Jahren ist die langjährige Pädagogin und aktive Bürgerin Mechthild Kreißl jetzt am 9. März 2022 gestorben.