So nennt man den Zoo im „Pädagogen-Deutsch“ wenn man ihn mit einer Klasse besucht.
Aber was lernt man denn da in diesem Lernort?
Etwa, wie ein Tiger aussieht?
Sicher, aber dazu kann man auch in einem Buch oder im Internet nachschauen. Was lernt man denn dann im Zoo, was man im Internet oder aus einem Buch so nicht erfährt?
Man sieht, wie sich jedes Tier bewegt und verhält. Wenn wir jetzt beim Tiger bleiben, lernt man, dass der Tiger hochgradig verhaltensgestört ist. Das erkannten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „begabten Workshops“ recht schnell, aber das war ihnen nun wirklich zu wenig. Deshalb hatten die Verantwortlichen des Workshops, Ramona Hoeppner und Dr. Stefan Brückmann, eine Führung zur Biodiversität gebucht. Biodiversität bedeutet Artenvielfalt, aber nicht, dass es im Zoo viele Tierarten gibt, sondern dass in einem Lebensraum möglichst viele verschiedene Tierarten zusammen leben und eine Gemeinschaft bilden.
Der erste Punkt unserer Führung war das Aquarium und dort ein Becken mit angrenzendem Uferbereich. Also Land und Wasser beieinander und noch jede Menge Pflanzen dazu. Das Becken war ziemlich voll. Für die Fische war das aber nicht wie für uns in der S-Bahn nach Frankfurt im Berufsverkehr, sondern jedes Tier hat seine eigene Nische. In der Biologie heißt das „ökologische Nische“. Da gab es pflanzenfressende Fische, die sich am Boden aufhielten, fleischfressende Fische, die direkt unter der Oberfläche schwammen und Insekten oberhalb des Wassers jagten. Da gab es Schildkröten, die wieder andere Pflanzen fraßen und auch das Wasser verließen. Viele Tiere lebten also nebeneinander, hatten einen besonderen Bereich des Aquariums und ließen sich durch die Anwesenheit der anderen gar nicht stören. Unser Zooführer zeigte uns noch andere Becken und wies immer auf die unterschiedlichen Tiere hin, die dort zusammenlebten. Da gab es noch wesentlich mehr als nur Fische. Es gab Krebse, Muscheln, Anemonen, Würmer, Korallen - um nur einige zu nennen. Jedes dieser Lebewesen hatte sich einen eigenen Lebensbereich „gesucht“, wo es durch seine Fähigkeiten wie Körperbau und Nahrungsgewohnheiten allen anderen gegenüber im Vorteil ist und sich sein Lebensbereich mit den anderen Lebensbereichen möglichst wenig überlappt. Aber dadurch, dass so viele Lebewesen zu einer Gemeinschaft (Biocönose) gehören, wird die Gemeinschaft auch viel stabiler. Wie ein Netz, das viele Fäden und Knoten hat. Eine ökologische Nische kann aber auch darin bestehen, dass man den zur Verfügung stehenden Lebensraum zu einer anderen Tageszeit nutzt als andere Tiere. Zum Beispiel in der Nacht. Solche Tiere werden im Frankfurter Zoo im Nachttierhaus (Grzimekhaus) gezeigt, das am Eingang mit einer riesigen Fledermaus geschmückt ist. Im Grzimekhaus leben 48 verschiedene Tierarten.
Wir schauten uns besonders die Brillenblattnasen (Ordnung der Fledertiere), Erdferkel, Faultiere, Fingertiere (Aye-Aye) und Wildmeerschweinchen an. Bei den Fingertieren konnten wir sogar bei der Fütterung zusehen, für die einige Minuten lang das Licht angeschaltet wird, damit sich die Tierpflegerin die Tiere ansehen kann, um einen Eindruck von ihrem Gesundheitszustand zu bekommen. Danach erklärte die Tierpflegerin uns, wie man den Fingertieren hohle Holzröhrchen, die mit Maden gefüllt sind, gibt. Die Fingertiere holen mit einem verlängerten Finger Holzschädlinge aus Löchern in Bäumen. Die gibt es aber so im Zoo nicht. Deshalb hat man sich den Trick mit den hohlen Röhren einfallen lassen.
Das Grzimekhaus war der letzte Punkt der interessanten Führung. Nach einem kurzen Abstecher in den Zoo-Shop fuhren wir wieder mit der S-Bahn zurück nach Friedberg, wo die Schülerinnen und Schüler von ihren Eltern abgeholt wurden.
(Text und Bild) Dr. Stefan Brückmann