Althistoriker Demandt sprach über Krieg und Frieden
„Über Gewalt und Krieg wurde zu allen Zeiten anders gedacht, aber der Krieg galt als etwas Normales. Selbst im Olymp gab es keine Göttin des Friedens“, machte Prof. Alexander Demandt zu Beginn seines Vortrags vor jungen Menschen aus der Oberstufe im Musiksaal der Sankt Lioba Schule deutlich. Nicht zum ersten Mal war er an der Privatschule in Trägerschaft des Bistums Mainz und erneut folgte er der Einladung, die Geschichts- und Lateinlehrer Hans Peter Wavra im Namen der Schulleitung ausgesprochen hatte. Dieser übernahm auch die Einführung, stellte Demandt als einen „der renommiertesten Althistoriker deutscher Sprache“ vor und fügte hinzu, dass dieser als Experte und Sachverständiger bei TV-Sendungen auch einem breiteren Publikum bekannt sei.
Wavra und der Geschichtsprofessor erinnerten an die Worte von Hermann Hesse, der 1914 in einem Aufsatz schrieb: „Krieg war immer, seit wir von Menschheitsgeschicken wissen, und es waren keine Gründe für den Glauben da, er sei nun abgeschafft.“ Demandt verwies darauf, dass man auch im 20. Jahrhundert die Hoffnung hatte, Krieg könnte nach dem Zusammenbruch des Kommunismus kein Thema mehr sein. Sehr schnell habe sich das als Illusion erwiesen und Hesses pessimistische Haltung sei bestätigt worden. In der Antike glaubte man, dass erst da Friede herrsche, wo ein Vertrag geschlossen wurde. Friede sei nicht einfach da, sondern müsse hergestellt werden. Da keiner zugeben wolle, den Krieg begonnen zu haben, trat die Notwendigkeit der Rechtfertigung ein, was wiederum die Ideologen auf den Plan gerufen habe. Demandt unterschied zwischen drei immer wieder angewendeten Rechtfertigungsmustern. Der „heilige Krieg“ wolle „den ungläubigen Erzfeind“ vernichten. Der ritterlich geführte agonale Krieg verstehe die Auseinandersetzung gegen Konkurrenten eher als eine Art sportlichen Wettkampf. Reste dieser Idee hätten sich sogar noch vereinzelt im 1. Weltkrieg gezeigt. Die Ideologie des „gerechten Krieges“ sei von den Römern entwickelt worden und habe zur Folge gehabt, dass stets ein „casus belli“ vorhanden sein musste.
Der „heilige Krieg“ komme aus dem Orient, schon im Alten Testament sei der Völkermord an den Feinden Israels als „Gott wohlgefällig“ verstanden worden, bei den Griechen hätten Götter und Heroen selbst in den Kampf eingegriffen. Vom Kreuzzug gegen die Araber mit Papst Urban IV. Aufruf „Gott will es!“ über den Kampf für die Ideale der französischen Revolution bis zum islamischen Terrorismus seien die unterschiedlichsten Begründungen genannt worden. Schon bei Thukydides finde sich das „Recht des Stärkeren“, aber „Helden“ wie Siegfried, Achill oder Leonidas hätten bei den Römern keine Rolle gespielt, da es keine „Helden“ in diesem Sinne für sie gab.
Zu allen Zeiten habe man auch vom „Kampf gegen das Böse“ gesprochen, aber nie hätten „Raub“ oder „Machtgier“ als Gründe für einen Krieg als Rechtfertigung dienen können – unerachtet aller Bemühungen der Kriegspropaganda. Demandt stellte aber auch klar, dass Frieden kein Wert an sich sei: „Es geht immer um einen Frieden, so wie ihn der Sieger versteht.“ Eine lebhafte Aussprache folgte. Am Ende gab es viel Beifall und anerkennende Worte für Althistoriker Demandt und seitens der Schule eine durch Oberstufenleiter Hans Winfried Auel überreichte Flasche eines schon von den Römern geschätzten Getränks.
Text und Bilder: Dr. Hans-Wolfgang Steffek M.A.