Vortrag zur Bedeutung von Social Media
Mit einer Handyumfrage zur eigenen Mediennutzung startete Prof. Dr. Annika Sehl bei ihrem Besuch an der Sankt Lioba Schule ihren sehr informativen Vortrag zum Thema „Social Media – Bedeutung von Algorithmen“. Sofort konnten die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 11 an der Leinwand die Ergebnisse verfolgen und sicher waren nicht wenige überrascht, dass tatsächlich als Informationsquelle neben den sozialen Netzwerken auch noch das Fernsehen einen hohen Stellenwert genießt oder über 70% der Schüler sich mehrmals wöchentlich über das öffentlich-rechtliche Nachrichtenangebot informieren. Auch die Aufforderung, sowohl die sozialen als auch die öffentlich-rechtlichen Medien mit Hilfe von Adjektiven zu charakterisieren, wurde fleißig genutzt. So ist es nicht verwunderlich, dass Begriffe wie vielfältig und interessant solchen wie seriös und langweilig gegenübergestellt wurden.
Prof. Sehl, die seit Oktober vergangenen Jahres die Professur für Digitalen Journalismus an der Universität der Bundeswehr München innehat, informierte die Schüler nicht nur über die zunehmende Bedeutung der Personalisierung durch Algorithmen im Bereich Social Media, sie machte sehr eindrucksvoll deutlich, wie sehr auch die öffentlich-rechtlichen Medien in zunehmendem Maße es als Chance sehen, ihre eigenen digitalen Nachrichtenangebote auf ihren jeweiligen Empfänger zuschneiden zu können. Allerdings seien diese auch ihrem öffentlichen Auftrag zur Universalität hinsichtlich der Nachrichtenvermittlung verpflichtet, so dass sich daraus ein Spannungsverhältnis zu der ebenfalls angestrebten Personalisierung ergeben könne. Sie stellte Beispiele vor, wie beides gelistet werden kann.
Die im öffentlichen Diskurs vielfach befürchtete Entstehung von Filterblasen, d.h. dass durch algorithmische Selektion die Nutzer von Social Media nur noch in ihrem jeweils eigenen „Dunstkreis“ agieren und somit gesellschaftlicher Diskurs nicht mehr möglich ist, habe bisher durch die Forschung eher nicht bestätigt werden können. Dennoch bestehe grundsätzlich die Gefahr, dass Menschen, die tatsächlich nur mit ähnlich Denkenden befreundet sind, in eine Art mediale Selbstisolation, die sogenannte Echokammer, geraten können.
Die grundsätzliche Herausforderung für Zeitungen, auch jüngere Nutzer zu erreichen, sowie deren unterschiedliche Versuche, im Bereich der digitalen Informationsplattformen ihre Nachrichten zu platzieren, um weiterhin Leser zu gewinnen, wurde ebenfalls von Prof. Sehl sehr anschaulich dargelegt und mit Daten aus ihren wissenschaftlichen Studien untermauert.
Neben ihrer Fachkompetenz hinsichtlich des digitalen Journalismus war der Besuch von Prof. Sehl aber auch unter der Fragestellung interessant, welche Erfahrungen sie als Frau während ihrer beruflichen Karriere gemacht hat. Prof. Sehl beeindruckte die Schülerinnen und Schüler zunächst mit einem Kurzabriss ihrer bisherigen Laufbahn, um im Anschluss auch auf sehr persönliche Fragen Rede und Antwort zu stehen. Interessant war in diesem Zusammenhang sicher die von ihr geäußerte Einschätzung, dass sie unmittelbar nach dem Verlassen der Sankt Lioba Schule, an der sie 2000 das Abitur ablegte, den Unterschieden zwischen Männern und Frauen keine Bedeutung zugemessen habe, inzwischen aber zu einer anderen Erkenntnis gelangt sei.
Am Ende dieser etwas anderen Form von Unterricht bedankte sich Gudrun Friedrich, die als ehemalige Deutschlehrerin den Kontakt zu Prof. Sehl hergestellt und die Einladung ausgesprochen hatte, für den sehr gelungenen Vortrag, den die Schülerinnen und Schüler zum Abschluss mit lautstarkem Beifall bedachten.