„We are the champions, my friend, no time for losers, ‘cause we are the champions of the world“.
Diese Hymne der Rockgruppe Queen ist immer wieder bei Siegerehrungen zu hören.
Da ich selbst jahrelang Fußball und Handball im Verein gespielt habe, weiß ich, wie gut es sich anfühlt, wenn man einen Pokal in den Händen hält und das Lied aus voller Kehle mitsingen kann.
Erfolge sind etwas sehr Schönes- nicht nur im Sport.
Sie sind Belohnung für Anstrengungen, ja auch für manchen Verzicht bei der Vorbereitung und deshalb darf und soll man sie auch genießen.
Was mir aber mit den Jahren an dem Siegerlied von Queen nicht gefiel, war die Zeile: „No time for losers, ´cause we are the champions…“.
Da schwingt eine ganze Menge Häme der Sieger mit und angesichts der Niederlage müssen die „Loser“ die Zähne zusammenbeißen. Mancher „Loser“ hat deshalb auch schon bei Siegerehrungen das eine oder andere Tränchen zerdrückt.
In der letzten Woche hat es die Halbjahreszeugnisse gegeben. Einige konnten dabei ihr Zeugnis wie einen Pokal hochhalten und sich wie „Champions“ fühlen, andere standen eher mit hängenden Köpfen herum und empfanden sich als „Loser“.
So leicht und beschwingt man sich nach Siegen fühlt, so schwer hat man an Niederlagen zu tragen. Natürlich weiß man, wenn man verloren, den erwünschten Erfolg, die angestrebte Note nicht erreicht hat, selbst am besten, dass es dafür auch Gründe gab: zu wenig oder falsch trainiert bzw. gelernt, zu wenig auf den Trainer bzw. den Lehrer gehört.
Und trotzdem, auch wenn man mal „gelost“ hat, muss man nicht nur nach hinten, auf den Misserfolg, sondern kann auch schon nach vorne schauen. Da kommt uns wieder eine neue Zeit, mit der Chance auf Veränderung entgegen.
„Alles hat seine Zeit“, heißt es im Buch Prediger (Kohelet): „Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit, etwas verlieren und es wieder finden, hat seine Zeit“.
Die Bibel ist nicht in erster Linie ein Buch für „Champions“. Im Gegenteil: Sie macht gerade denen, die sich manchmal als „Loser“ fühlen, Mut, wenn sie gefallen sind, aufzustehen statt liegen zu bleiben, sich vielleicht auch Hilfe zu holen und mit neuem Mut loszugehen. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen von Gott gesegneten guten Start ins zweite Halbjahr!
Euer
Ernst Widmann (Schulpfarrer)