So lustlos, trübselig, sentimental und „nah am Wasser gebaut“ wie am Montagmorgen vor einer Woche war ich schon lange nicht mehr. Natürlich Gründe für das, was man „Katzenjammer“ nennt, gibt es in dieser Zeit genug, aber warum gerade in der letzten Woche? Sicher spielte das trübe Wetter auch eine Rolle, und auch der kontaktarme Muttertag, an dem man sich nicht mal in den Arm nehmen konnte. Also setzte ich mich der Stimmung gemäß in grauen Klamotten und trüber Stimmung an meinen Schreibtisch mit viel Unterrichtsvorbereitung, die zwar ablenkte, aber die Schwermut nicht vertrieb.
Warum auch immer, gegen Abend stöberte ich auf YouTube in Liedern herum und es tauchte gesungen ein Satz aus Psalm 91,11 auf: ‚Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen‘. Wenig später lockte mich ein sich noch heraus trauender Sonnenstrahl nach draußen auf einen Spaziergang.
Ein schlechter Tag, ein Tag zum Streichen? Sicher nicht, denn als ich selbst in der Nacht voller Selbstmitleid und traurigen Fantasien zuerst nicht zur Ruhe kam, ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren. Und siehe, da tauchten sie auf, die Engel: der Farben-Impuls Herrn Langers auf der Homepage, Kolleginnen mit technischer Sofort-Hilfe, freundliche Rückmeldungen von Schülern‚ leckerer Kaffee, die Abendsonne im „Ockschter“ Kirschenberg, das Vogelzwitschern nach dem Regen, ein überraschender Anruf meiner kanadischen Freundin, …
Seit meinem Autounfall vor über 15 Jahren bin ich mir sicher, es gibt sie, die Botschafter Gottes. Anscheinend sind sie immer da, und wenn ich sie brauche, auch spürbar nah. Es muss ja nicht immer gleich ganz großes Kino wie Unfall oder schwere Krankheit sein, sondern ganz normaler kleinere und etwas größerer Katzenjammer reicht für Gottes (Boden)personal aus - um zu helfen, zu berühren und zu beschützen.
Und so wünsche ich dir,
dass du diesen stärkenden und aufbauenden Gott spürst, der dich behütet und der dir jemand an die Seite stellt.
P.S. Falls du gerade gut drauf bist: Jemand, ein Engel für einen anderen zu werden – wie das geht? Ganz einfach: lass dich berühren und los geht’s.
Regina Röhrig, Schulseelsorgerin
Sankt Lioba Schule, Bad Nauheim