„By the rivers of Babylon“- manche der Älteren werden dieses Lied der Gruppe „Boney M.“ noch kennen. Dieser Tage hörte ich es wieder in einer Fernsehsendung. In swingend-fröhlicher Melodie –musikalisch freilich nicht besonders anspruchsvoll- besingt es ein gar nicht so lustiges Schicksal, nämlich das des ins babylonische Exil weggeführten Volkes Israel.
„By the rivers of Babylon, there we sat down, yeah, we wept, when we remembered Zion“
Fern der Heimat saßen die Israeliten, um 587 v.Chr., niedergeschlagen und traurig und dachten an ihre Heimat, den Berg Zion, in Jerusalem. Nichts war mehr so wie in den sorglosen Zeiten früher; alles war anders, ungewohnt, fremd. Wie sollte es weitergehen? Wo war Gott, wenn man nicht mehr in den Tempel gehen konnte? Was würde die Zukunft bringen?
Es gibt Situationen, Gedanken und Gefühle von Menschen in biblischen Zeiten, die gar nicht so weit entfernt sind von unseren heute.
Wie sollen wir mit all dem Ungewohnten und sicher auch in mancher Hinsicht Bedrohlichen unserer Tage emotional umgehen? Was können, was sollen wir praktisch tun? Kann uns unser Glaube dabei helfen?
Eine Antwort, die ein Prophet den Menschen seiner Zeit, „by the rivers of Babylon“, gegeben hat, finden wir im 29. Kapitel des Jeremia-Buches: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn wenn es ihr gut geht, wird es auch euch gut gehen“!
Das alte Prophetenwort enthält drei wichtige Hinweise für uns Menschen von heute:
- Schaut nicht traurig nach hinten, als alles noch besser war oder sehnsüchtig weit nach vorn, wann endlich alles wieder besser wird, sondern handelt in der Gegenwart zum Besten der Menschen um Euch herum. Tragt Euren Teil dazu bei, dass die Situation erträglicher wird!
- Beten kann das Arbeiten ergänzen, es kann die eigene Seele stärken und auch –durch Gottes Zutun- etwas für die anderen bewirken!
- Wenn Ihr das Beste für die Gemeinschaft, für Eure Stadt oder Euer Dorf tut und erbittet, werdet ihr –so ganz nebenbei- merken, dass es den Anderen und Euch gut oder sagen wir: „besser“ geht!
Ich wünsche Ihnen und Euch in ungewohnten und für manche durchaus schwierigen Lebenssituationen etwas von der Zuversicht Jeremias, die den Menschen damals geholfen hat, Mut zu fassen und anzupacken - bis es dann endlich wieder heimging aus dem Exil!
Ernst Widmann (Schulpfarrer, St. Lioba-Schule, Bad Nauheim)