Exkursion der Q2 nach Buchenwald und Weimar
Mit drei Bussen machte sich der gesamte Jahrgang 12 der Sankt Lioba Schule in Begleitung von vier Lehrkräften auf den Weg zur Gedenkstätte Buchenwald. Dort angekommen war erst einmal Zeit, in Ruhe die Ausstellung zu besichtigen. Hier konnten sich die Schülerinnen und Schüler etwa über Einzelschicksale informieren, aber auch viele Relikte aus dem Lagerleben wie Häftlingskleidung oder die Essensnäpfe der Inhaftierten betrachten. Nach dem Einführungsfilm folgten jeweils dreistündige Führungen über das Gelände in Kleingruppen. So wurde ein noch intensiverer Einblick in das Lagerleben vermittelt. Das unwirtliche Wetter und die Kälte des frostigen Februartags ließen in Ansätzen erahnen, welchen extremen Belastungen die Inhaftierten in ihrer dünnen Häftlingskleidung und den dünnen Holzpantoletten etwa beim Appell ausgesetzt waren.
Immer wieder betonten die Gästeführer auch, dass die Einwohner von Weimar damals durchaus gewusst haben müssen, in welcher Nachbarschaft sie lebten: So arbeiteten immer wieder Handwerksbetriebe oder Fachleute im Lager, sei es bei dessen Errichtung oder als Vorarbeiter bei der Zwangsarbeit der Inhaftierten. Auch kamen bis zum Anschluss Buchenwalds an das Schienennetz im Jahr 1943 die neuen Häftlinge am Bahnhof in Weimar an und wurden bewacht von der SS in Kolonnen durch den Ort nach Buchenwald geführt. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklung bekam der Besuch in Buchenwald unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ für die Schülerinnen und Schüler eine besondere Aktualität.
Am Folgetag tauchte die Gruppe dann in ein völlig anderes geschichtliches und kulturelles Kapitel der Stadt Weimar ein. Auf den Spuren Goethes entdeckte sie an vier verschiedenen Stationen, wie in dem ursprünglich bedeutungslosen Dorf Weimar die Epoche der Klassik entstand. Maßgeblich am kulturellen Aufschwung Weimars beteiligt war Anna Amalia, deren beeindruckende Bibliothek oder royales Wohnhaus die Schülerinnen und Schüler besichtigen konnten. In Verbindung mit der Stadtführung „Phönix aus der Asche“ wurde hierdurch deutlich, wie die belesene und intelligente Herzogin den Weg dafür ebnete, dass sich Goethe, Herder, Schiller und Wieland auch dauerhaft in Weimar wohlfühlten.

Goethe nahm in der Bedeutung für die Stadt eine besondere Rolle ein. So wurde er nicht nur als Schriftsteller geachtet, sondern auch als regionaler Politiker – eine Position, die ihm selbst oftmals missfiel. Um den reisefreudigen Geist aber am Gehen zu hindern, wurden ihm Häuser geschenkt und Urlaubsreisen bezahlt. Diese Aspekte wurden in den Führungen durch das Goethe-Nationalmuseum sowie sein Wohnhaus herausgestellt. Im Fokus stand hierbei neben seinen undurchsichtigen und für Entrüstungen sorgenden Liebschaften auch sein beeindruckendes und umfangreiches literarisches Lebenswerk.
Diese zwei intensiven und vor allem kontrastreichen Studientage beschäftigten sowohl den Jahrgang als auch die Lehrkräfte sehr. Der Gesprächsbedarf sowohl während der Fahrt als auch zurück im Unterricht in Bad Nauheim über Eindrücke und Gedanken war hoch. In der Reflexion beschrieben die Schülerinnen und Schüler die Reise als bedrückend und schockierend, aber auch als interessant und wichtig. Auch im nächsten Jahr möchte die Sankt Lioba Schule dem nächsten Q2-Jahrgang diese prägenden Erfahrungen ermöglichen.