Um den Prozess der Internationalisierung an unserer Schule voranzutreiben, begann im Juni 2023 unser erstes Erasmus-Plus-Projekt mit dem Titel „Motivando la relación como camino hacia el desarrollo de un sentido genuino de tolerancia, igualdad y sostenibilidad“.
Verschiedene strategische Aspekte der Schule sollten im Rahmen dieses Internationalisierungsprozesses aufgegriffen und gestärkt werden. Gemäß den Zielsetzungen von Erasmus Plus sollten dabei Themen wie Digitalisierung, Demokratisierung, Umweltschutz, Inklusion und europäische Besonderheiten im Vordergrund stehen. Im Rahmen dieses ersten Projekts wurde angestrebt, diese Erwartungen durch zwei Schüleraustausche und einen Besuch von Lehrkräften an spanischen Schulen umzusetzen, um dort Erfahrungen durch Beobachtung zu sammeln (Job-Shadowing). So fanden in den letzten beiden Schuljahren zwei 12-tägige Schüleraustausche zum IES La Albuera in Segovia statt, begleitet von jeweils zwei Lehrkräften. Darüber hinaus gab es zwei Job-Shadowing-Aufenthalte am IES José García Nieto in Las Rozas.
Aktivitäten
Während der genannten Mobilitäten hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, den Alltag in einer spanischen Familie zu erleben, regionale Spezialitäten zu probieren, am Unterricht teilzunehmen und ihre Spanischkenntnisse praktisch anzuwenden. Über diese offensichtlichen Ziele eines Austausches hinaus hielten die Teilnehmer ihre Erfahrungen in einem Tagebuch fest. Diese Berichte wurden zu einem Buch in spanischer Sprache mit dem Titel „Recuerdos de Segovia“ zusammengefügt, das in der Schulbibliothek verfügbar ist.
Ein zentraler Aspekt unseres Erasmus-Plus-Projekts war das Verständnis der Bedeutung von Wasser für die Entstehung und Entwicklung von Gesellschaften. Daher bildete dieses Thema den Hintergrund für alle Aktivitäten. Die Teilnehmer erkundeten das römische Aquädukt von Segovia (1. Jh. n. Chr.) und erhielten Erklärungen zu dessen Bau, Nutzen und Einfluss bis ins 20. Jahrhundert. Sie besuchten die alten Wasserquellen, die die Gärten rund um die Stadt versorgten, und untersuchten, wie das Wasser durch den Boden gefiltert wird. Sie wanderten entlang der Ruta de los Molinos bis zur ersten Münzprägeanstalt Spaniens, wo die Wasserkraft die Münzherstellung ermöglichte. Sie bewunderten die ästhetische Nutzung von Wasser in den Gärten des Palacio de la Granja und paddelten durch die Hoces del Río Duratón, das wichtigste Schutzgebiet für Gänsegeier in Europa.
Darüber hinaus konnten die Teilnehmer eine der historisch bedeutendsten Städte Spaniens erleben, insbesondere aus der Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts. Obwohl klein, wurde Segovia 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Straßen der Stadt vermitteln den Eindruck eines Freilichtmuseums, wo die Teilnehmer die außergewöhnlich gut erhaltene jüdische Altstadt erkunden, den Turm der letzten gotischen Kathedrale Spaniens besteigen, die Alcázar-Burg besuchen – von der aus Isabel die Katholische zur Königin von Kastilien gekrönt wurde – sowie das bereits erwähnte Aquädukt bestaunen konnten. Die Lehrkräfte, die das IES in Las Rozas besuchten, konnten beobachten, wie die Schule mit Problemen im Klassenzimmer umgeht. Diese Aktivität war besonders wichtig, um Impulse für die Reflexion über unterschiedliche Bildungsansätze in anderen Kontexten zu erhalten. Die Schule St. Lioba schließt ihre erste Erasmus Plus-Erfahrung ab
Abschluss des Projekts
Im November 2024 endete dieses Projekt, dessen Erwartungen erfüllt und in vielen Fällen übertroffen wurden. Die Zahl der Erasmus-Plus-Stipendiaten verdoppelte die ursprünglichen Berechnungen. Es wurde eine Erasmus-Plus-AG gegründet, um zusätzliche Materialien zu entwickeln, wie beispielsweise eine audiovisuelle Reflexion über die Bedeutung des Wassers in der Geschichte der ersten Zivilisationen.
Dieses Projekt war keineswegs darauf ausgelegt, in den vorgesehenen 18 Monaten abschließende Ergebnisse zu liefern. Vielmehr wurde es als Ausgangspunkt für eine kontinuierliche Vertiefung und Verbesserung in Bereichen verstanden, die durch den Kontrast zu anderen Kontexten und schulischen Realitäten weiterentwickelt werden können. Ziel war es nicht, völlig neue Aspekte zu entdecken, sondern bestehende dringende Fragen – wie Umweltaspekte, Konfliktbewältigung im Klassenzimmer, Fremdsprachenerwerb, verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien oder Inklusion – besser zu beleuchten.
Über die großen gesteckten Ziele hinaus, in einer Zeit, in der eine grenzenlose globale Kommunikation per Klick möglich ist, in der jedoch paradoxerweise das Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit unter Jugendlichen zunimmt, setzte unser Projekt auf die direkte Auseinandersetzung mit dem Fremden. Nicht immer, um Unbekanntes zu verstehen, sondern um die eigene Realität bewusster wahrzunehmen, sie zu beurteilen und wertzuschätzen. Durch reale Interaktionen und Erfahrungen sollte ein kritisches Bewusstsein aufgebaut werden.
Wir danken allen Schülern, Familien und Lehrkräften für ihr Engagement und ihre Initiative!